IndustrieTreff - Enterhaken und Stacheldraht aus Treibhausgas: Ungewöhnliches mikrobielles Leben in der Tiefe

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Enterhaken und Stacheldraht aus Treibhausgas: Ungewöhnliches mikrobielles Leben in der Tiefe

ID: 1154093

terhaken und Stacheldraht aus Treibhausgas: Ungewöhnliches mikrobielles Leben in der Tiefe


Mikrobielle Gemeinschaften in der Tiefe sind im Allgemeinen schwer zugänglich, so dass diese "dunkle Materie" weitestgehend unentdeckt bleibt. Die dort gefundenen Archaeen unterscheiden sich in ihren Eigenschaften, z.B. im molekularen Aufbau und der Zellstruktur, deutlich von bakteriellen Mikroben.

Ein Team der Universität Regensburg (Christine Moissl-Eichinger, derzeit MedUni Graz) und der UC Berkeley, USA, in enger Kooperation mit ForscherInnen in Wien, Paris, Bremen, Freiburg und München haben in einer aktuellen Veröffentlichung im renommierten Fachmagazin "Nature Communications" die Biologie eines bislang unkultivierten Archaeons aus Tiefenwasser genauer studiert.

Dieser Mikroorganismus ("Candidatus Altiarchaeum hamiconexum") wird in Form von Biofilmen an die Oberfläche von kalten Schwefelquellen in der Gegend um Regensburg und in den USA angespült. Mit modernsten molekularen Analysemethoden (Metagenomik, Transkriptomik, isotopen-basierte Lipidomik) verbunden mit ultrastrukturellen Untersuchungen boten sich den WissenschafterInnen faszinierende Einblicke in das neuartige Archaeon. Der Mikroorganismus besitzt einen besonderen Stoffwechsel, eine für Archaeen ungewöhnliche Doppelmembran, und etwa 100 einzigartige Zelloberflächenanhängsel, die er zur Anheftung an Oberflächen und anderen Zellen verwendet. Diese fädigen Gebilde zeigen eine ungewöhnliche Struktur: das Stacheldraht-artige Filament trägt einen winzigen Enterhaken am Ende (Durchmesser ca. 60 nm).

Als weiteres Highlight neben der Ultrastruktur wurde auch das Genom dieses ungewöhnlichen Mikroorganismus erfasst und analysiert. Die dafür notwendigen aufwändigen Computeranalysen wurden in enger Zusammenarbeit mit der Arbeitsgruppe um Thomas Rattei vom Department für Mikrobiologie und Ökosystemforschung der Universität Wien durchgeführt. "Genomforschung von Mikroorganismen direkt aus Umweltproben ist wie ein gigantisches Puzzle", so Thomas Rattei über die Rolle der Bioinformatik in diesem Projekt. "Zunächst mussten wir herausfinden, welche Bestandteile des Erbguts im Biofilm zu diesem Archaeons gehören. Erst dann konnten wir seine Bedeutung analysieren und seinen Stoffwechsel vorhersagen."

Besonders interessante Stoffwechseleigenschaften untersuchte die Arbeitsgruppe um Michael Wagner, ebenfalls vom Department für Mikrobiologie und Ökosystemforschung der Universität Wien, mit Hilfe des Nano-Sekundärionen-Massenspektrometers (NanoSIMS). "Wir haben mit dieser ultrasensitiven Technik aus der Genomanalyse abgeleitete Vorhersagen über den Stoffwechsel dieser Mikrobe experimentell überprüft. Wir konnten zeigen, dass das Archaeon - anders als ursprünglich gedacht - kein Acetat als Substrat verwendet, sondern seinen Zellkohlenstoff aus Kohlendioxid bezieht. Somit ist das Archaeon vermutlich ein wichtiger Verbraucher dieses Treibhausgases in der Tiefe und trägt so zur CO2-Bilanz des Ökosystems Erde bei", erklärt Michael Wagner.

Durch eine Kombination aus verschiedenen ungewöhnlichen Eigenschaften verschafft sich "Candidatus Altiarchaeum hamiconexum" also einen außerordentlichen Standortvorteil und kann somit seine Biotope auf eine bislang unbeschriebene Art und Weise dominieren.

Publikation in Nature Communications:
Thomas Rattei, Michael Wagner et al: Biology of a widespread uncultivated archaeon that contributes to carbon fixation in the subsurface. Nature Communications. November 26, 2014.
DOI: 10.1038/ncomm6497

Wissenschaftlicher Kontakt

Univ.-Prof. Mag. Dr. Thomas Rattei
Department für Mikrobiologie und Ökosystemforschung
Universität Wien
1090 Wien, Althanstraße 14 (UZA I)
T +43-1-4277-766 80
thomas.rattei@univie.ac.at

Rückfragehinweis

Mag. Alexandra Frey
Pressebüro der Universität Wien
Forschung und Lehre
1010 Wien, Universitätsring 1
T +43-1-4277-175 33
M +43-664-602 77-175 33
alexandra.frey@univie.ac.at

Die Universität Wien ist eine der ältesten und größten Universitäten Europas: An 19 Fakultäten und Zentren arbeiten rund 9.700 MitarbeiterInnen, davon 6.900 WissenschafterInnen. Die Universität Wien ist damit die größte Forschungsinstitution Österreichs sowie die größte Bildungsstätte: An der Universität Wien sind derzeit rund 92.000 nationale und internationale Studierende inskribiert. Mit über 180 Studien verfügt sie über das vielfältigste Studienangebot des Landes. www.univie.ac.at

1365 gegründet, feiert die Alma Mater Rudolphina Vindobonensis im Jahr 2015 ihr 650-jähriges Gründungsjubiläum mit einem vielfältigen Jahresprogramm - unterstützt von zahlreichen Sponsoren und Kooperationspartnern. Die Universität Wien bedankt sich dafür bei ihren KooperationspartnerInnen, insbesondere bei: Österreichische Post AG, Raiffeisen NÖ-Wien, Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft, Stadt Wien, Industriellenvereinigung, Erste Bank, Vienna Insurance Group, voestalpine, ÖBB Holding AG, Bundesimmobiliengesellschaft, Mondi. Medienpartner sind: ORF, Die Presse, Der Standard.

(pressrelations) - acheldraht aus Treibhausgas: Ungewöhnliches mikrobielles Leben in der Tiefe


Mikrobielle Gemeinschaften in der Tiefe sind im Allgemeinen schwer zugänglich, so dass diese "dunkle Materie" weitestgehend unentdeckt bleibt. Die dort gefundenen Archaeen unterscheiden sich in ihren Eigenschaften, z.B. im molekularen Aufbau und der Zellstruktur, deutlich von bakteriellen Mikroben.

Ein Team der Universität Regensburg (Christine Moissl-Eichinger, derzeit MedUni Graz) und der UC Berkeley, USA, in enger Kooperation mit ForscherInnen in Wien, Paris, Bremen, Freiburg und München haben in einer aktuellen Veröffentlichung im renommierten Fachmagazin "Nature Communications" die Biologie eines bislang unkultivierten Archaeons aus Tiefenwasser genauer studiert.

Dieser Mikroorganismus ("Candidatus Altiarchaeum hamiconexum") wird in Form von Biofilmen an die Oberfläche von kalten Schwefelquellen in der Gegend um Regensburg und in den USA angespült. Mit modernsten molekularen Analysemethoden (Metagenomik, Transkriptomik, isotopen-basierte Lipidomik) verbunden mit ultrastrukturellen Untersuchungen boten sich den WissenschafterInnen faszinierende Einblicke in das neuartige Archaeon. Der Mikroorganismus besitzt einen besonderen Stoffwechsel, eine für Archaeen ungewöhnliche Doppelmembran, und etwa 100 einzigartige Zelloberflächenanhängsel, die er zur Anheftung an Oberflächen und anderen Zellen verwendet. Diese fädigen Gebilde zeigen eine ungewöhnliche Struktur: das Stacheldraht-artige Filament trägt einen winzigen Enterhaken am Ende (Durchmesser ca. 60 nm).

Als weiteres Highlight neben der Ultrastruktur wurde auch das Genom dieses ungewöhnlichen Mikroorganismus erfasst und analysiert. Die dafür notwendigen aufwändigen Computeranalysen wurden in enger Zusammenarbeit mit der Arbeitsgruppe um Thomas Rattei vom Department für Mikrobiologie und Ökosystemforschung der Universität Wien durchgeführt. "Genomforschung von Mikroorganismen direkt aus Umweltproben ist wie ein gigantisches Puzzle", so Thomas Rattei über die Rolle der Bioinformatik in diesem Projekt. "Zunächst mussten wir herausfinden, welche Bestandteile des Erbguts im Biofilm zu diesem Archaeons gehören. Erst dann konnten wir seine Bedeutung analysieren und seinen Stoffwechsel vorhersagen."





Besonders interessante Stoffwechseleigenschaften untersuchte die Arbeitsgruppe um Michael Wagner, ebenfalls vom Department für Mikrobiologie und Ökosystemforschung der Universität Wien, mit Hilfe des Nano-Sekundärionen-Massenspektrometers (NanoSIMS). "Wir haben mit dieser ultrasensitiven Technik aus der Genomanalyse abgeleitete Vorhersagen über den Stoffwechsel dieser Mikrobe experimentell überprüft. Wir konnten zeigen, dass das Archaeon - anders als ursprünglich gedacht - kein Acetat als Substrat verwendet, sondern seinen Zellkohlenstoff aus Kohlendioxid bezieht. Somit ist das Archaeon vermutlich ein wichtiger Verbraucher dieses Treibhausgases in der Tiefe und trägt so zur CO2-Bilanz des Ökosystems Erde bei", erklärt Michael Wagner.

Durch eine Kombination aus verschiedenen ungewöhnlichen Eigenschaften verschafft sich "Candidatus Altiarchaeum hamiconexum" also einen außerordentlichen Standortvorteil und kann somit seine Biotope auf eine bislang unbeschriebene Art und Weise dominieren.

Publikation in Nature Communications:
Thomas Rattei, Michael Wagner et al: Biology of a widespread uncultivated archaeon that contributes to carbon fixation in the subsurface. Nature Communications. November 26, 2014.
DOI: 10.1038/ncomm6497

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Datum: 19.12.2014 - 16:07 Uhr
Sprache: Deutsch
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