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Gemischte Bilanz der Energiewende 2016 / Agora Energiewende: Erneuerbare Energien legen zu, Kohleverstromung und Verbrauch sinken / Tempo zu langsam, um Klima- und Effizienzziele zu erreichen

ID: 1441824

(ots) - Das Jahr 2016 hat für die Energiewende sowohl gute
als auch schlechte Nachrichten gebracht: Einerseits ist das
Stromsystem das dritte Jahr in Folge klimafreundlicher geworden,
konnten sich Gaskraftwerke von Kohlekraftwerken Marktanteile
zurückerobern, verlief der Atomausstieg nach Plan, lieferten
Erneuerbare-Energien-Anlagen so viel Strom wie nie zuvor, sank der
Stromverbrauch und ist die Zustimmung der Bevölkerung zur
Energiewende auf sehr hohem Niveau weiterhin gewachsen. Andererseits
wurde Ende 2016 deutlich, dass die Gesamt-Klimagasemissionen
Deutschlands abermals gestiegen sind, die Strompreise für Haushalte
2017 erstmals die Marke von 30 Cent pro Kilowattstunde überspringen
werden, und die Fortschritte so langsam erfolgen, dass die für 2020
gesetzten Ziele für Klimaschutz und Effizienz nur noch mit einer
großen zusätzlichen Kraftanstrengung zu erreichen sind. Das zeigt die
heute vorgestellte Jahresauswertung 2016 von Agora Energiewende.

Demnach lieferten Erneuerbare-Energien-Anlagen beinahe jede dritte
Kilowattstunde Strom, die verbraucht wurde: 32,3 Prozent. Somit wuchs
der Ökostrom-Anteil 2016 um 0,8 Prozentpunkte. Dass trotz des starken
Zubaus insbesondere von Windkraftanlagen (5 Gigawatt) sowie von
Solarstromanlagen (1 Gigawatt) nur 4 Terawattstunden mehr Ökostrom
als im Vorjahr produziert wurden, ist den unterdurchschnittlichen
Wind- und Sonnenbedingungen im Jahr 2016 geschuldet. "Daraus können
wir für die weitere Energiewende lernen, dass sich der Ausbau der
Erneuerbaren Energien an den regelmäßig auftretenden schlechten
Windjahren orientieren sollte. Denn nur dann ist der Klimaschutz im
Energiesystem wirklich gesichert", sagt Dr. Patrick Graichen,
Direktor von Agora Energiewende.

Sehr deutlich legten Erdgaskraftwerke zu - sie produzierten gut
ein Viertel mehr Strom als im Vorjahr. Mit einem Anteil von 12,1




Prozent am Erzeugungsmix lieferten sie fast so viel Strom wie
Kernkraftwerke (13,1 Prozent), deren Erzeugung sich seit 2000
annähernd halbiert hat.

Infolge des Wachstums bei der Verstromung von Erdgas und bei
Erneuerbaren Energien sank der Anteil von Braunkohle an der
Stromerzeugung auf 23,1 Prozent (-0,8 Prozentpunkte), der Anteil der
Steinkohle verminderte sich auf 17 Prozent (-1,2 Prozentpunkte).
Damit hält der 2014 begonnene Rückgang der Kohleverstromung weiter
an. "Wenn man den Rückgang der Kohleverstromung in 2016 in der
Zukunft so fortsetzen würde, so würde ungefähr Anfang 2038 das letzte
Kohlekraftwerk vom Netz gehen", sagt Graichen. "Das entspricht dem
von Agora Energiewende vorgeschlagenen Kohlekonsens-Pfad. Nach der
Bundestagswahl müssen hierzu zügig die Gespräche beginnen, um einen
gesamtgesellschaftlichen Konsens für Klimaschutz, Strukturwandel und
Versorgungssicherheit zu erreichen."

Der verminderte Kohleeinsatz schlägt sich auch in der Klimabilanz
des Stromsystems nieder: Dessen CO2-Emissionen gingen 2016 leicht
zurück und lagen bei 306 Millionen Tonnen (-1,6 Prozent gegenüber
2015). Demgegenüber sind die Gesamt-Treibhausgasemissionen
Deutschlands von 908 auf 916 Millionen Tonnen gestiegen (+0,9
Prozent). Damit sind die CO2-Emissionen des Stromsektors nun im
dritten Jahr in Folge gesunken, während in den Sektoren Industrie,
Wärme und Verkehr kaum Klimaschutz stattfindet. "Die Energiewende ist
nicht nur eine Sache des Stromsektors - jetzt müssen auch Industrie,
Wärme und Verkehr ihre Klimaschutzbeiträge liefern", so Graichen.

Der Stromverbrauch ging 2016 zwar leicht zurück und liegt mit
592,7 Terawattstunden um 2,4 Terawattstunden unter Vorjahresniveau.
Um das für 2020 gesetzte Effizienzziel der Bundesregierung zu
erreichen, müssten von nun an jedoch 9 Terawattstunden pro Jahr
eingespart werden. "Deutschland wird zwar immer effizienter im Umgang
mit Strom. Denn trotz eines Wirtschaftswachstums von 1,8 Prozent ist
der Stromverbrauch gesunken", sagt Graichen. "Es muss hier aber noch
viel mehr geschehen. Jede gesparte Kilowattstunde macht die
Energiewende kostengünstiger."

In der Bevölkerung wird die Energiewende weiterhin positiv gesehen
- die Zustimmung ist 2016 sogar noch gewachsen. So halten 93 Prozent
der Bundesbürger in einer jährlich wiederholten Umfrage die
Energiewende für "wichtig" oder "sehr wichtig" - eine Verbesserung um
drei Prozentpunkte seit 2015 und der höchste Wert in fünf Jahren.
Auch die Umsetzung wird besser beurteilt: 47 Prozent der Befragten
halten sie inzwischen für "gut" oder "sehr gut". Das entspricht
ebenfalls einer Verbesserung um drei Prozentpunkte.

Die Jahresauswertung zeigt auch, dass 2016 das Jahr der billigen
Energie war. So sanken sowohl die Weltmarktpreise für Kohle, Öl und
Gas als auch die Strompreise an der Börse. Diese lagen mit 26,60 Euro
pro Megawattstunde auf einem 10-Jahres-Tief. Zugleich hat die
deutsch-dänische Solarenergie-Auktion gezeigt, wie günstig Solarstrom
sein kann: Nur noch 5,38 Cent pro Kilowattstunde wird die Vergütung
hier betragen. Das ist der niedrigste je in Europa erzielte Betrag
für Solarstrom.

Doch während Börsenstrom, Erdgas und Heizöl immer billiger werden,
gilt dies aufgrund von steigenden Abgaben und Umlagen nicht für den
Haushaltsstrompreis. Er übersteigt 2017 die Marke von 30 Cent pro
Kilowattstunde. "Bleibt das System der Abgaben und Umlagen wie es
ist, so ist bis 2023 ein weiterer Anstieg der Strompreise absehbar",
sagt Graichen. "Erst danach kommen die ''Ernte-Jahre'' der
Energiewende. Nach der Bundestagswahl sollte die Energiepolitik daher
das System der Steuern, Abgaben und Umlagen auf Energie komplett
überarbeiten. Denkbar wäre es etwa, die Stromkosten zu senken, und
die Abgaben und Umlagen auf klimaschädliche Energieträger wie Kohle,
Heizöl, Diesel, Benzin und Gas zu verlagern."

Für die rund 50-seitige Analyse "Die Energiewende im Stromsektor:
Stand der Dinge 2016" hat Agora Energiewende zahlreiche öffentlich
zugängliche Daten analysiert und miteinander in Zusammenhang gesetzt.
Die Publikation steht auf der Internetseite www.agora-energiewende.de
kostenfrei zur Verfügung.



Pressekontakt:
Christoph Podewils, Leiter Kommunikation
Tel: 030/700 1435-110
christoph.podewils(at)agora-energiewende.de

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Datum: 06.01.2017 - 11:12 Uhr
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