Work in Progress - Kein Masterplan für Energiewende / Mehr Markt, mehr Europa, CO2-Ziele bleiben
(ots) - "Wir haben keine Blaupause für die Umsetzung der 
Energiewende", erklärte Staatssekretär Jürgen Becker (BMU) bei seiner
gestrigen Rede zur Eröffnung der 6. Fachkonferenz des Biogasrat+ e.V.
in Berlin und sprach sich damit gegen einen politischen Masterplan 
für die Umsetzung der Klimaschutzziele aus. Zwar stehe weder die 
Umstellung auf die Erneuerbaren, noch die Minderung des CO2-Austoß in
Frage, der Weg dorthin sollte allerdings nicht quasi 
planwirtschaftlich vorgegeben, sondern durch die Akteure und 
Marktteilnehmer aktiv ausgestaltet werden, so Becker. Neben der 
möglichst raschen Herstellung der Wettbewerbsfähigkeit der neuen 
Technologien sei dafür vor allem eine stärkere Koordinierung der 
Regionen sowie eine sinnvolle und effiziente Kombination von 
Technologien notwendig. Auch müsste das Thema noch stärker als bisher
europäisch gedacht werden. Des Weiteren sprach sich Becker gegen die 
mediale Schwarz-Weiß-Malerei bei der Energiewende aus. "Die 
Katstrophenmeldungen häufen sich (...), und die Thematik wird kaum 
differenziert betrachtet." Das sei zwar angesichts der Komplexität 
nicht verwunderlich, schade aber der gesellschaftlichen Akzeptanz des
Projekts.
   Prof. Dr. Erdmann von der Technischen Universität Berlin nahm 
unter anderem die bislang nur wenig betrachtete Verbraucherseite in 
den Fokus und sprach sich in seiner Eröffnungsrede für eine 
Ausdifferenzierung des Strommarktes als eine Strategie für den Umgang
mit der zunehmenden Volatilität bei der Energieversorgung aus. 
Beispielsweise sei ein Tarifsystem für die Energieversorgung 
vorstellbar, bei dem die Versorgungssicherheit mit eingepreist wird, 
so der Ökonom. Die Idee dahinter: Wer über Speicher, Eigenerzeugung 
oder Lastverschiebung selbstständig dazu in der Lage ist, mit 
Versorgungsausfällen umzugehen, bezahlt weniger. Wer, wie bisher, 
immer Strom zur Verfügung gestellt bekommen möchte, muss indes mit 
Mehrkosten rechnen, weil der Energieversorger kostenintensive 
Maßnahmen ergreifen muss, um die Versorgungssicherheit zu 
gewährleisten.
   Bei der abschließenden politischen Diskussion mit Vertretern der 
Bundestagsparteien stand vor allem die Frage nach der Zukunft des EEG
im Vordergrund.
   Hans-Josef Fell, Bündnis 90/Die Grünen, sah keine Notwendigkeit, 
den Ausbau der Erneuerbaren zu verlangsamen. "Wenn die Vielfalt der 
Möglichkeiten genutzt wird, haben wir genügend Potenzial, um die 
Ziele zu erreichen", so der Politiker. Dazu müsse die 
Einspeisevergütung konsequent weiterentwickelt, die Möglichkeit der 
Kombination von Technologien stärker berücksichtigt und ernsthaft 
über die Flexibilisierung der Nachfrage diskutiert werden. Ein 
Quotenmodell lehnt der Politiker indes strikt ab.
   Dr. Max Lehmer (CDU/CSU) kritisierte: "Die Erneuerbaren sind heute
so weit weg vom Markt, dass wir eigentlich nicht über 
Marktintegration reden können." Erschwerend hinzu komme, dass 
Biomethan bisher vom Gesetzgeber vergessen wurde. Vor allem die 
Systemleistung, die Biomethan als grundlastfähiger und speicherbarer 
Energieträger leisten kann, blieb bei der bisherigen Gestaltung der 
Fördermechanismen völlig unberücksichtigt.
   Die FDP, vertreten durch den umweltpolitischen Sprecher der 
Bundestagsfraktion, Michael Kauch, sprach sich im Rahmen der 
Diskussion für einen Zuschlag für die Mehrkosten der Erneuerbaren, 
allerdings gegen eine Vollabsicherung der Energieproduzenten zu 
Lasten der Verbraucher aus. "Weitere Anlagen mit Grenzkosten null 
werden die Preise weiter steigen lassen, da eigentlich günstigere 
Kraftwerke unrentabel werden." Außerdem sei eine nachhaltige 
Entwicklung des Marktes nur dann zu erwarten, wenn auch die 
Erneuerbaren an den Börsenpreisen partizipieren können.
   Dorothée Menzner, energiepolitische Sprecherin der Fraktion DIE 
LINKE im Bundestag, forderte vor dem Hintergrund der Entlastung 
energieintensiver Unterhemen von der EEG-Umlage mehr Fairness bei der
Verteilung der Kosten der Energiewende. "Wichtig ist auch eine 
Analyse der gesamtgesellschaftlichen Kosten differenziert nach 
Energieträgern, um die Diskussion zu versachlichen", so Menzner.
   Eine solche Analyse zu den Vollkosten der Energiewende, die auch 
die Folge- und Nebenkosten der einzelnen Technologien durch Speicher,
Netze und Abschaltung mitberücksichtigt, wird der Biogasrat+  im 
ersten Quartal des kommenden Jahres vorlegen. "Wir erhoffen uns davon
endlich eine ehrliche Diskussion über die Potenziale und 
Möglichkeiten der Erneuerbaren", fasst Reinhard Schultz, 
Geschäftsführer des Biogasrat+ e.V., abschließend zusammen. 
"Biomethan kann eben mehr, als Photovoltaik und Wind - Das hat der 
Gesetzgeber bislang zu wenig berücksichtigt."
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E-Mail: geschaeftsstelle(at)biogasrat.de
      
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Datum: 08.11.2012 - 15:49 Uhr
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