IndustrieTreff - Lichtblick und VW: echter Öko-Motor oder nur heiße Luft?

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Lichtblick und VW: echter Öko-Motor oder nur heiße Luft?

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Der Energieversorger LichtBlick hat jetzt gemeinsam mit der Volkswagen AG eine Partnerschaft vereinbart und ein vermeintliches Lösungskonzept für die intelligente Energieversorgung von Morgen vorgestellt. Allerdings unterschätzen die Unternehmen offensichtlich die Komplexität ihres SchwarmStrom-Konzeptes.


(industrietreff) - Je größer der Anteil an Ökostrom aus Windkraft und Photovoltaik wird, desto problematischer ist die Koordination von Stromproduktion und Stromverbrauch. Das Kraftwerksmanagement des deutschen Kraftwerkparks steht vor völlig neuen Herausforderungen, da es mit dem Ausbau der regenerativen Energien mehr und mehr zu einem Systemwiderspruch zwischen schwerfälligen Großkraftwerken und schwankenden Öko-Energien kommt.

Neue Energie-Partnerschaft
Der Energieversorger LichtBlick hat jetzt gemeinsam mit der Volkswagen AG eine Partnerschaft vereinbart und ein vermeintliches Lösungskonzept für die intelligente Energieversorgung von Morgen vorgestellt. Volkswagen soll kleine Blockheizkraftwerke, sogenannte Mini-BHKW produzieren, die von Gasmotoren aus eigener Fertigung angetrieben werden. LichtBlick vertreibt die Anlagen als “ZuhauseKraftwerke” und setzt sie für ein neues, intelligentes Konzept der Wärme- und Stromversorgung ein.

SchwarmStrom-Konzept
„Man muss sich die ZuhauseKraftwerke wie einen Fischschwarm vorstellen: Viele kleine Einheiten bilden eine große, leistungsfähige Gemeinschaft, die SchwarmStrom erzeugt. LichtBlick vernetzt 100.000 ZuhauseKraftwerke zu Deutschlands größtem Gaskraftwerk“, erläutert der LichtBlick Vorstandsvorsitzende Dr. Christian Friege. Mit einer Leistung von 2.000 Megawatt soll dieses viertuelle Großkraftwerk die Kapazität von zwei Atomkraftwerken erreichen.

Schöne neue Welt
Ist das nun die erhoffte smarte Energie-Lösung, oder handelt es sich einfach nur um einen schlauen PR-Coup? Die schöne neue Welt, die LichtBlick zeichnet, wird es in dieser Form jedenfalls nicht geben. Dazu wurden die getroffenen Annahmen viel blauäugig gewählt.

BHKW-Prinz.de hat fünf Punkte zusammengestellt, an denen das SchwarmStrom-Konzept krankt:

1. Utopische Absatzzahlen
Volkswagen und LichtBlick sprechen von “zunächst” 100.000 Anlagen. Die beiden weltweit größten Hersteller von Mini-Blockheizkraftwerken SenerTec und Honda haben im vergangenen Jahrzehnt insgesamt nur 100.000 Mini-BHKW absetzen können. Weltweit!





2. Wohin mit der Wärme?
Mini-BHKW werden oft auch als “stromproduzierende Heizungen” bezeichnet. Wenn Wärme benötigt wird (Heizung, Warmwasser) fällt als “Nebenprodukt” auch Strom an. Nur im Zusammenspiel von Wärme- und Stromproduktion erreichen sie die gewünschten Gesamtwirkungsgrade von über 90%. Die zZentrale Frage jeder Wirtschaftlichkeitsbetrachtung von Mini-BHKW: wird über das ganze Jahr hinweg Wärme benötigt? Nur wenn dies der Fall ist, fallen die Betriebsstunden an, die eine Investition von 25.000-30.000 Euro rechtfertigen. Je besser die Isolierung eines Hauses, desto kürzer und weniger intensiv ist die Heizphase. In den Sommermonaten steht die eigentliche Heizung insbesonder in gut isolierten Häusern meist still. Wenn LichtBlick in dieser heizungsfreien Phase Strom nachfragen würde, die stromproduzierende Heizung also ferngesteuert anspringen lässt, entsteht (Ab)wärme, für die schlicht kein Bedarf besteht. Adieu Wirkungsgrad.

3. Überdimensionierte Anlagen
Jedes einzelne der VW-BHKW leistet 20 kW an elektrischer Leistung und 34 kW an thermischer Leistung für Heizung und Heisswasser. Das ist dummerweise drei- bis viermal soviel Wärme, wie ein regulär isoliertes Einfamilienhaus am kältesten Tag des Jahres benötigt. Das schränkt den Anwendungsbereich auf eher mäßig isolierte Mehrfamilienhäuser ein.

4. Kein Investitionszuschuss
Die wichtigste öffentliche Förderungen für kleine BHKW ist der Zuschuss für Mini-KWK-Anlagen vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA). Förderfähig sind allerdings nur KWK-Anlagen die wärmegeführt ausgelegt sind, d.h. der Wärmebedarf steuert die Betriebsweise der Anlage und eben nicht, wie LichtBlick beabsichtigt, der Strombedarf. Steht die Wärmeführung aber in Frage, entgehen dem Betreiber einer Anlage vom Kaliber eines VW-BHKW bis zu 20.000 € an Investitionszuschuss.

5. Unterschätzte Komplexität
LichtBlick und VW unterschätzen offensichtlich die Komplexität ihres SchwarmStrom-Konzeptes. Man darf nicht übersehen, wieviele verschiedenen Komponenten und Services hier reibungslos ineinander greifen müssen, um den aus Endkundensicht erwarteten sorgenfreien Betrieb zu gewährleisten. Sorglose Hausbesitzer werden sich z.B. wundern, wenn die geballte deutsche Bürokratie anklopft. Sie müssen sich u.a. mit dem BAFA (KWK-Zuschlag), dem Zoll (Erdgassteuerrückerstattung), dem lokalen Energieversorger (Einspeisevergütung, vermiedene Netznutzungsentgelte), Bundesnetzagentur (Anzeige der Energiebelieferung) und nicht zuletzt dem Finanzamt herumschlagen. Die Wartung eines Vier-Zylinder-Gasmotors ist gegenüber einer regulären Gasbrennwert-Heizung ebenfalls deutlich aufwändiger. Wie funktioniert die Fernsteuerung der Anlage in einem Keller ohne GSM-Empfang oder DSL-WLAN-Verbindung? Und, und, und..

Vor diesem Hintergrund kommt Markus Kreusch, Geschäftsführer der Prinz-Online-Gruppe (Strom-Prinz.de, BHKW-Prinz.de, Wald-Prinz.de) zu dem Schluss: “Unter Marketing-Gesichtspunkten kann man den beiden Unternehmen LichtBlick und VW zu ihrem PR-Coup nur gratulieren. Damit die ‘SchwarmStrom’-Idee aber nicht schlussendlich zum ‘SchmarrnStrom’ verkümmert, liegt ein langer, steiniger Weg vor der noch jungen Partnerschaft “.


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Bereitgestellt von Benutzer: MarkusKreusch
Datum: 11.09.2009 - 10:40 Uhr
Sprache: Deutsch
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Kategorie:

Energiewirtschaft


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