IndustrieTreff - Aktuelle AGA-Studie des Research Komitees: Operative versus konservative Therapie von nichttraumatis

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Aktuelle AGA-Studie des Research Komitees: Operative versus konservative Therapie von nichttraumatischen Meniskusverletzungen / OP kann Chancen auf Beschwerdefreiheit bei Meniskusschaden erhöhen

ID: 1276635

(ots) - Die Teilentfernung des Innenmeniskus mit dem Erhalt
von möglichst viel gesundem Meniskusgewebe war lange Zeit die Methode
der Wahl für nichttraumatische Risse. Zahlreiche Patientenstudien
zeigen einen klaren klinischen Nutzen der Teilentfernung bei
Verletzungen, die nicht durch äußere Einwirkung verursacht wurden.
Als Ergebnis dieser Studien und aufgrund der Häufigkeit dieser Art
von Verletzung in der Bevölkerung sowie der verbreiteten Anwendung
der Kernspintomographie zur Diagnose ist die Teilresektion heute zu
einem der häufigsten chirurgischen Eingriffe in der Orthopädie
geworden.

Studie gibt Aufschluss über die bestmögliche Therapie

Auf Grundlage früherer, nicht-randomisierter Studien, welche
Vorteile der operativen Meniskustherapie zeigten, sind Mediziner der
AGA (Gesellschaft für Arthroskopie und Gelenkchirurgie) der Frage
nachgegangen, wie erfolgreich die Operation bei nichttraumatischen
Meniskusverletzungen wirklich ist. Mit dem Ziel, den Effekt der
arthroskopischen Meniskusresektion bei nicht-traumatischen Läsionen
zu untersuchen, erfolgte die systematische Literatur-Recherche nach
allen verfügbaren kontrollierten und randomisierten Studien.

"Wir wollten mit diesem Studienvergleich alle validen Daten
auswerten, die weltweit für die Behandlung von nichttraumatischen
Meniskusverletzungen zur Verfügung stehen, und so ein klareres Bild
von der bestmöglichen Therapie für Betroffene bekommen", erläutert
Prof. Dr. med. Wolf Petersen, Chefarzt der Klinik für Orthopädie und
Unfallchirurgie am Martin Luther Krankenhaus Berlin, den
wissenschaftlichen Hintergrund der AGA-Studie. "Zudem formulierten
wir die Arbeitshypothese, dass es eine Subgruppe von Patienten gibt,
die von einer Operation profitieren."

Der Schwerpunkt der im deutschen Ärzteblatt veröffentlichten




Studie (W. Petersen et al.) lag dabei auf klinischen Ergebnissen,
Cross-Over-Raten, Studienqualität und Limitationen. Die Studie
bezieht sich nur auf die arthroskopische, partielle Entfernung des
Innenmeniskus. Andere Meniskuseingriffe, wie die Meniskusnaht, der
Meniskusersatz oder Eingriffe am Außenmeniskus, wurden bewusst nicht
berücksichtigt.

Das Ergebnis der Studie:

- Bei fünf Studien bestand kein statistisch signifikanter
Unterschied in den klinischen Ergebnissen zwischen Patienten nach
operativer Therapie und der nicht-chirurgisch behandelten
Kontrollgruppe.

- Drei Studien konnten zeigen, dass eine nicht näher definierte
Subgruppe, bei der die Physiotherapie nicht den erwarteten Erfolg
erzielte, von der sekundären arthroskopi- schen
Meniskus-Teilresektion profitieren konnte (21-30%).

- Eine Studie zeigte für die Patienten deutlich weniger Schmerzen
3 bzw. 12 Monate nach der OP in der OP-Gruppe und weniger Symptome in
der OP-Gruppe nach 12 Monaten im Vergleich zur Gruppe derer, die nur
Krankengymnastik erhalten hatte.

- Eine Subgruppenanalyse für Faktoren, welche einen Effekt auf das
Ergebnis nach partieller Meniskektomie haben könnten, erfolgte in
vier Studien. Weder das Alter, der Grad der Arthrose noch
Blockierungssymptome hatten einen Einfluss auf das klinische
Ergebnis.

- Auch bei drittgradiger Arthrose konnten die Symptome durch eine
arthroskopische Meniskusteilenfernung verbessert werden.

Langfristig weniger Schmerzen und weniger Symptome im Kniegelenk
Co-Autorin Dr. med. Andrea Achtnich (Sportorthopädie der Technischen
Universität München) erläutert das Fazit der Studie: "Der
Studienvergleich zeigt, dass Betroffene im ersten Schritt auf jeden
Fall alle Möglichkeiten der konservativen Therapie ausschöpfen
sollten. Betrachtet man nun die Subgruppe von Patienten, welche bei
nicht operativer Therapie als Versager betrachtet werden konnten, so
erzielte die sekundäre arthroskopische Meniskusteilresektion bei
diesem Patientenkollektiv deutlich verbesserte klinische Ergebnisse.
Es gibt Hinweise, dass Patienten mit Lappenrissen zu dieser Subgruppe
gehören. Jedoch muss dieser Zusammenhang unbedingt weiter
wissenschaftlich verfolgt werden. Zukünftige Studien sollten
versuchen, diese Subgruppe genauer zu definieren."

Viele Studien verzerren Ergebnisse durch geringe Fallzahlen, zudem
wurde die chirurgische Prozessqualität in keiner Studie kontrolliert
Ein besonderes Augenmerk verdiente eine analysierte, schwedische
Studie, weil hier die Teilnahmerate im Vergleich zu den anderen
Studien besonders hoch war. Eine andere Studie (FIDELITY, Finnland,
2013) z.B. konnte nur einen kleinen Prozentsatz (15%) der Patienten,
die sich einer OP unterzogen hatten, berücksichtigen, alle anderen
jedoch nicht, da sie die strengen Studienkriterien nicht erfüllten.
Dies zeigt auch das eigentliche Problem dieser Studien, ergänzt
Co-Autor Prof. Dr. med. Christian Lattermann (University of Kentucky,
USA). "Eigentlich gibt es zwei Welten: zahlreiche operierte
Patienten, von denen aber nur ein geringer Prozentsatz
wissenschaftlich betrachtet werden kann. Dennoch sollen die
Ergebnisse dieser kleinen Auswahl generelle Aussagen für den
medizinischen Alltagsbetrieb geben", kritisiert der Mediziner. Eine
strenge Interpretation der Studien offenbart damit eine nur
scheinbare Gleichwertigkeit der Behandlungsmethoden.

Kritikwürdig erscheinen auch die Beschreibung der chirurgischen
Therapie und die nicht vorhandene Kontrolle der Prozessqualität der
Studien, da diese Variablen einen erheblichen Einfluss auf das
postoperative Ergebnis haben können.

Langzeiteffekte durch langjährige Einnahme von Schmerzmitteln
beachten Ein besonders schwerwiegendes Problem für die Aussagekraft
aller Studien sehen die Ärzte der AGA darin, dass der Gebrauch von
Schmerzmitteln während keiner der Studien erhoben wurde. "Die
Nichterhebung dieser Daten ist nicht zu entschuldigen, denn der
Gebrauch von Schmerzmittel kann sämtliche Ergebnisse verändern. Gute
Resultate in den Kontrollgruppen können in dem höheren Gebrauch von
Schmerzmitteln liegen. Die Langzeiteffekte eines extensiven
Schmerzmittel-Gebrauchs sind möglicherweise Magenblutungen oder
-geschwüre. Diese Effekte können auch erst nach mehreren Jahren
sichtbar werden, da die konservative Behandlung zum langfristigen
Gebrauch von Schmerzmitteln führen kann", erklärt Co-Autor Dr. med.
Sebastian Kopf (Charité Berlin) die methodologischen Fehler aus Sicht
der AGA-Mediziner.

Ein Fazit der AGA-Studie ist daher auch, alle bisher erstellten
Studien mit Vorsicht zu betrachten, da mehrere methodische Fehler
gemacht wurden und die jeweiligen Studienergebnisse nur eine
begrenzte Hilfe für die täglich, individuell vom Arzt zu treffende
Entscheidung der bestgeeigneten Therapieform ist.

Über die AGA, Gesellschaft für Arthroskopie und Gelenkchirurgie

Die AGA ist die größte europäische Gesellschaft für Arthroskopie
und Gelenkchirurgie mit derzeit mehr als 4.200 Mitgliedern. Die Ziele
der AGA sind unter anderem Nachwuchsförderung, Weiterbildung,
Standespolitik im Zusammenhang mit der Arthroskopie und
Gelenkchirurgie, Sicherung und Kontrolle der Qualität und die
Unterstützung und Finanzierung von wissenschaftlichen und klinischen
Projekten. Die AGA hat ihren Sitz in der Schweiz.



Pressekontakt:
AGA - Gesellschaft für Arthroskopie und Gelenkchirurgie
Sprecher des Vorstandes
PD Dr. Sepp Braun, Sportorthopädie, TU München
E-Mail: info(at)aga-online.de
http://www.aga-online.de/

Pressekontakt:
LoeschHundLiepold Kommunikation GmbH
Imke Salzmann und Alexandra Kovanetz
Tegernseer Platz 7 / Eingang Deisenhofener Str. 1
D - 81541 München
Telefon: +49 - (0)89 - 72 01 87 - 294
E-Mail: i.salzmann(at)lhlk.de / a.kovanetz(at)lhlk.de


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Datum: 16.10.2015 - 11:26 Uhr
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