IndustrieTreff - Aktive Teilnahme erstreben

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Aktive Teilnahme erstreben

ID: 1295533

(industrietreff) - Der Minister der Behörde für Umweltschutz Wei Kuo-yen (魏國彥) sprach kürzlich mit Taiwan Review (TR) über das Angebot Taiwans, als Beobachter im Rahmenabkommen der Vereinten Nationen über Klimaänderungen (United Nations Framework Convention on Climate Change, UNFCCC) teilzunehmen sowie über Bestrebungen zur Bändigung der Bedrohungen durch den Klimawandel im In- und Ausland.

TR: Wie kann Taiwan vor dem Hintergrund seines einzigartigen internationalen Status seine Teilnahme in bedeutenden internationalen Organisationen und Rahmenabkommen wie dem UNFCCC ersuchen?

Wei: Unser Land befindet sich in einer schwierigen Situation in der diplomatischen Arena, das man beispielsweise daran erkennen kann, dass wir kein Mitglied der Vereinten Nationen oder ein Unterzeichner des UNFCCC sind. Aber trotzdem sind wir mehr als bereit, Verantwortung bei der Reduzierung von Treibhausgasen zu übernehmen, während wir gleichzeitig unsere einheimischen Talente einsetzen, um uns an den Klimawandel anzupassen und die Auswirkungen von Naturkatastrophen zu mildern. Diese beiden Themen – Reduzierung und Anpassung – bereiten beide dem UNFCCC unmittelbar Besorgnis. Obwohl wir kein Unterzeichner des Abkommens sind, zeigen wir Präsenz auf der jährlichen Klimakonferenz. Jedes Jahr besuchen Regierungsbeamte und Vertreter von Nichtregierungsorganisationen, Think Tanks und dem privaten Sektor die Gastgeberstädte, um an Nebenveranstaltungen teilzunehmen oder sie zu organisieren. Etwas, das sehr aufbauend ist, ist, dass viele junge Leute in Umweltschutzgruppen eintreten und zu den Orten, wo die Treffen veranstaltet werden, reisen, um ihre aufrichtigen, idealistischen Bedenken über die Zukunft der Erde vorzutragen. Wir zeigen seit einigen Jahren dort Präsenz und unseren Enthusiasmus und unsere Potenziale wurden von vielen Staaten registriert und haben eine beachtliche Medienpräsenz erfahren. Es gab ein großes Interesse an der UN-Klimakonferenz (COP 21), die derzeit in Paris stattfindet, da sie zu einem bedeutendem Abkommen führen könnte, dem die Staaten ab diesem Zeitpunkt folgen und die weltweiten Maßnahmen zur Reduzierung von Treibhausgasen über das Kyoto-Protokoll hinaus ausweiten werden. Wenn ein solch bedeutender Mechanismus etabliert werden kann, dann möchten wir eine bedeutende, grundlegende Teilnahme und es gibt vergleichbare Fälle in diesem Zusammenhang. Vor einigen Jahren haben wir den Beobachterstatus in der Weltgesundheitsversammlung erlangt und wir erwarten ein ähnliches Teilnahmemodell, das in dem Fall von UNFCCC angewendet werden kann. Dies wird wahrscheinlich nicht in diesem Jahr geschehen, sondern je nach der aktuellen internationalen Situation.





TR: Könnten Sie die aktuelle internationale Situation näher erklären?

Wei: Die weltweit größten Kohlendioxid-Emittenten sind Festlandchina und die USA und es wird auf Seiten der EU erwartet, dass sie auf COP 21 zu gemeinsamen Gesprächen zusammenfinden und effektive Maßnahmen zur Reduzierung der Treibhausgase präsentieren. Da eine große Bedeutung auf ihren Rollen liegt und um die Konferenz reibungslos ablaufen zu lassen, wird Taiwans Teilnahme mit großer Vorsicht behandelt. Dies ist die aktuelle internationale Realität. In dieser Situation erfordert es Geduld und Fachkenntnisse auf unserer Seite, um eine bedeutende Teilnahme zu erreichen.

TR: Was unternimmt die Regierung in Taiwan als Antwort auf den weltweiten Aufruf, den Klimawandel anzugehen?

Wei: Nach der Klimakonferenz im letzten Jahr, die mit dem „Lima Call of Climate Action“ endete, haben wir unseren Mangel an relevanten Verwaltungsregeln und Gesetzgebung untersucht. Dieses Jahr wurde ein großer Fortschritt erreicht, als am 15. Juni der Legislativ-Yuan den „Greenhouse Gas Emission Reduction and Management Act“ nach neun Jahren Beratung erließ. Mit der Verabschiedung des Gesetzes hat die Republik China eine solide rechtliche Grundlage geschaffen, die es Taiwan erlaubt, offiziell eine Ära der Reduzierung von Treibhausgasen zu beginnen.
Von Februar bis September dieses Jahres haben wir nach einer Anzahl von Treffen, die vom Premierminister abgehalten wurden, ein Ziel zur Reduzierung von Treibhausgasen und einen Fahrplan für 2030 beschlossen. Der Entwurf zu national festgelegten Beiträgen oder auch INDC, der daraus hervorging, wurde dem Exekutiv-Yuan präsentiert und von ihm am 17. September bestätigt. Die Ursprünge des Entwurfs können auf unsere Anstrengungen zur Organisation der „National Energy Conference“, die am Anfang diesen Jahres abgehalten wurde, zurückverfolgt werden. Die Reduktion von Treibhausgasen ist unmittelbar damit verbunden, wie ein Land Energie bezieht und konsumiert. Das Ziel ist es, die Emissionen um 50% unter das Business as usual-Sszenario bis 2030 zu reduzieren. Das Business as usual-Szenario ist, um es einfach auszudrücken, der erwartete Ausstoß an Treibhausgasen, der auf dem aktuellen und zukünftigen Bevölkerungswachstum und der wirtschaftlichen Entwicklung, wenn nichts unternommen wird, um den Prozess aufzuhalten, beruht. Im Gegenzug werden, wenn Verbesserungen in Bereichen wie Energie- und Unternehmensstrukturen, Energieeffizienz und Umweltbewusstsein der Menschen geschehen, alle Ergebnisse in Kombination zu einer Erfüllung des INDC-Emissionsziels, das 20% unter dem Niveau von 2005 im Jahr 2030 verspricht, führen. Diese Verpflichtung befindet sich im Zusammenhang mit und wird als Bezugspunkt zum Erreichen des ultimativen Ziels einer Reduktion von Treibhausgasen um 50% von 2005 bis zum Jahr 2050, wie es im „Greenhouse Gas Emission Reduction and Management Act“ formuliert ist, gehandelt. Die Schaffung eines neuen Gesetzes, um eine stabile rechtliche Grundlage für unser Emissionsreduktionsziel 2050 zu schaffen, und die Veröffentlichung von INDC markieren die zwei wichtigsten Fortschritte dieses Jahr.

TR: Wie wird die Regierung handeln, um die Emissionsreduktionsziele zu erreichen?
Wei: Laut „Greenhouse Gas Emission Reduction and Management Act“ werden entsprechende Richtlinien Schritt für Schritt alle fünf Jahre laut in- und ausländischen Konditionen, wie beispielsweise Emissionen, kontrolliert werden und wie der „Clean Development Mechanism“ (der die Vergabe von Kohlenstoffkrediten zum Handel und Verkauf erlaubt) definiert wird, überprüft. Seitdem das Gesetz am 1. Juli bekanntgegeben wurde, haben Verantwortliche an der Formulierung entsprechender Bestimmungen gearbeitet, mit dem Ziel, diese bis Ende 2015 zu veröffentlichen. Dann werden wir mit anderen Ministerien und Behörden im Kabinett an der ersten Fünf-Jahres-Phase der Kohlenstoffreduktion von 2016 bis 2020 arbeiten. Die verfügten Maßnahmen werden die Entwicklungen von COP 21 einbeziehen.

TR: In wieweit ist Taiwan an internationalen Umweltaustauschen beteiligt?

Wei: Auf internationalen Klimaveranstaltungen wird Taiwans weitgefasste Erfahrung oft von anderen Staaten aufgesucht. Auf der einen Seite sind wir ein Industriestaat und es wird von uns erwartet, etwas zur Kohlenstoffreduktion beizutragen. Auf der anderen Seite ist Taiwan, als ein Platz in der Welt mit den meisten Taifunen, Überschwemmungen, Erdrutschen und Erbeben, ziemlich erfahren im Umgang mit den Auswirkungen des Klimawandels. In Bezug auf steigende Meeresspiegel befindet sich Taiwan in einer Region von tektonischer Instabilität in der tropischen und subtropischen Region des Westpazifiks. Staaten in ähnlichen Regionen, beispielsweise bestimmte Gebiete des Indischen Ozeans, tendieren oftmals dazu, sich als Opfer des Klimawandels zu sehen und Unterstützung von Industriestaaten, einschließlich Taiwan, anzunehmen. Jedoch wird Taiwan, als ein Inselstaat, auch selbst stark vom steigenden Meeresspiegel bedroht sein.
Taiwan hat an Bedeutung aufgrund seiner kulturellen Beziehungen mit Festlandchina gewonnen. Da Taiwan seine wirtschaftliche und industrielle Entwicklung früher gestartet hat, kann seine Erfahrung in der Etablierung von Umweltbestimmungen und –techniken, um sie zu implementieren, als Modell für Festlandchina, aufgrund eines ähnlichen ethnischen, sprachlichen und kulturellen Erbe, dienen. Wenn Taiwans Erfahrungen in Festlandchina genutzt werden können, könnten andere Schwellenländer wie Indien und Brasilien ähnliche Strategien übernehmen und dadurch globale Anstrengungen übernehmen und ein Kopieren von Fehlern der Industrieländern vermeiden, um dadurch die globalen Anstrengungen zum Erreichen einer nachhaltigen Entwicklung zu erhöhen. Daher dürfen wir nicht, obwohl Taiwan in seiner Größe und Bevölkerung begrenzt ist und nur 0,6 bis 0,7% am weltweiten CO2-Ausstoß beteiligt ist, unseren eigenen geostrategischen Einfluss unterschätzen.

TR: Würden Sie mit uns ein paar Ihrer persönlichen Ansichten zum Thema Umweltschutz und nachhaltige Entwicklung diskutieren?

Wei: Bevor ich im Jahr 1994 nach Taiwan zurückzog (um im „Department of Geosciences“ an der „National Taiwan University“ zu lehren), arbeitete ich als Assistenzprofessor im „Department of Geology and Geophysics“ der „Yale University“ in den USA und wurde durch ein Buch zum Klimawandel, geschrieben vom Direktor meiner Abteilung, das im Jahr 1992 veröffentlich wurde, inspiriert. Im Jahr 1997 war ich Co-Autor des wohl ersten chinesisch-sprachigen Textbuches zum Klimawandel und habe es später online zum kostenlosen Download bereitgestellt. Ich bin froh, dass sein Inhalt nach knapp zwei Jahrzehnten immer noch – zumindest in der chinesisch-sprachigen Welt – einflussreich ist.
Vor dem Hintergrund, dass ich als Meeresgeologe ausgebildet wurde, kann ich beim Thema Klimawandel nicht einfach in atmosphärischer Weise denken. Tatsächlich habe ich aus der wissenschaftlichen Perspektive eines eher ganzheitlichen Erdensystems wiederholt, dass atmosphärische, ozeanische, biologische und geologische Bereiche verbunden sind und stetig miteinander agieren. Beispielsweise gab es, trotz einer Zunahme des weltweiten Treibhausgasausstoßes, anscheinend eine Pause der globalen Erwärmung von 1998 bis letztes Jahr, das ein Thema von erhitzten Debatten wurde, als AR5, oder auch der „Fifth Assessment Report“ im Jahr 2013 (vom „Intergovernmental Panel on Climate Change“) veröffentlicht wurde. Leute haben sich gefragt, ob Wissenschaftler Fehler beim Formulieren ihrer Theorien zur globalen Erwärmung gemacht haben. Aus der Sicht eines Meeresgeologen spielen die riesigen Ozeane eine zentrale Rolle hier, da sie eine große Kapazität zum Absorbieren von Treibhausgasen und zusätzlicher Hitze besitzen. Wenn die Ozeane ihre riesigen Mengen an CO2 freigeben, werden ernsthafte Probleme aufkommen. Tatsächlich sind laut den neusten Zahlen der US-amerikanischen „National Oceanic and Atmospheric Administration“ die globalen Temperaturen dieses Jahr erneut gestiegen, die 2015 zum heißesten Jahr in den letzten zwei oder drei Millennien machen könnte.
Wenn wir die Erde als Organismus betrachten, hat er nie so viel oder niemals solch ein schnelles Wachstum von Treibhausgasen in seiner dünnen Atmosphäre erfahren. Wenn wir dieser Organismus wären, würden wir in Panik verfallen. Schlimmer noch würden wir nicht wissen, wie wir damit physisch zurechtkommen und uns anpassen würden. Dies ist es, worum wir uns Sorgen machen sollten.





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Bereitgestellt von Benutzer: taipeh
Datum: 03.12.2015 - 16:32 Uhr
Sprache: Deutsch
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Energiewirtschaft


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