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VW: Zeugenaussagen belasten früheren Leiter der Motorenentwicklung - vorerst keine Beweise gegen damalige Vorstände

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(ots) - Die internen Untersuchungen zum Abgasskandal bei
VW sprechen den damaligen Vorstand von einer Schuld beim Einsatz der
Betrugssoftware vorerst frei. Nach Recherchen von NDR und WDR wurden
bisher keine Belege dafür gefunden, dass Vorstandsmitglieder an der
Planung beteiligt gewesen sind oder frühzeitig davon erfahren haben.
Das trifft auch auf den ehemaligen Vorstandsvorsitzenden Martin
Winterkorn zu. Unterhalb der Vorstandsebene gelten aber nahezu alle
Führungskräfte, die in die Entwicklung des Motors eingebunden waren,
als belastet. Sie zählen teilweise zu den Topmanagern im Konzern mit
Jahresgehältern von mehr als einer halben Million Euro.

Der Entschluss zum Betrug soll 2006 gefallen sein. Eine
entscheidende Rolle soll dabei der damalige Leiter der
Motorenentwicklung Rudolf Krebs gespielt haben. Er soll an einer
Sitzung am 20.11.2006 teilgenommen haben, auf der der Einbau der
Betrugssoftware besprochen wurde. Laut Teilnehmern dieser Runde soll
Krebs den Einbau gebilligt haben. Krebs selbst sagte bei Befragungen
aus, er könne sich nicht an den Inhalt der Sitzung erinnern. Eine
Anfrage von NDR und WDR an Rudolf Krebs blieb unbeantwortet.

Den Ablauf dieser entscheidenden Sitzung und die weiteren
Entwicklungen vor Bekanntwerden der Abgasaffäre beleuchtet die
Dokumentation "45 Min - Der VW-Krimi" am Montag, 25. April, ab 23.00
Uhr im NDR Fernsehen. Das Erste berichtet in einer viertelstündigen
Sondersendung mit dem Titel "VW - Der Milliardenbetrug: Anatomie
eines Desasters" um 22.45 Uhr.

Die Recherchen von NDR und WDR zeigen auch, dass der Betrug über
die Jahre hinweg weitaus systematischer betrieben wurde, als bisher
bekannt. 2008 wurden demnach die ersten Motoren in den USA
serienmäßig mit der Betrugssoftware ausgestattet. Ab 2011 haben
VW-Mitarbeiter die Software noch weiterentwickelt. Die Ingenieure




waren mit der geringen Effizienz ihrer 2008 eingebauten
Betrugssoftware unzufrieden. Die Autos starteten immer im sauberen
Testmodus und schalteten die Abgasreinigung erst nach einer gewissen
Zeit ab - nach Auffassung der Ingenieure zu spät. Denn dies führte
dazu, dass zwar zumindest zu Beginn der Fahrt weniger Schadstoffe
ausgestoßen wurden, jedoch die Rußpartikelfilter schnell verstopften.

Zur Abhilfe entwickelten die Manager eine sogenannte
"Umkehrfunktion" in der Software. Im Januar 2013 wurde sie erstmals
getestet und ab dem Modelljahr 2014 serienmäßig eingesetzt. Sie
bewirkte, dass die Motoren direkt nach dem Start im "schmutzigen"
Straßenmodus mit hohem Stickoxid-Ausstoß liefen. Nur wenn die
Software des Autos aufgrund von fehlenden Lenkradbewegungen erkannte,
dass es gerade auf dem Prüfstand war, schaltete es in den "sauberen"
Modus. Dieses Softwareupdate wurde am 5.2.2014 unter dem Namen
"Einspritztuning" vom VW internen Arbeitskreis Produktsicherheit
freigegeben. Im Zuge eines Rückrufs Ende 2014 - also schon während
der Auseinandersetzung mit den US-Behörden - wurden auch ältere
Motoren mit der neuen Software ausgestattet.

Ein Großteil der bisherigen Erkenntnisse zu den Abläufen bei VW
beruht auf Zeugenaussagen der Beteiligten. Mindestens ein Manager hat
umfassend ausgesagt und gilt als Kronzeuge. Auch im strafrechtlichen
Ermittlungsverfahren verfügen die Staatsanwälte mittlerweile über
Aussagen von Beschuldigten. Der zuständige Pressesprecher der
Staatsanwaltschaft Braunschweig Klaus Ziehe erklärte gegenüber dem
NDR Dokumentationsformat "45 Min", es gehe "durchaus voran". Einige
Beschuldigte hätten Aussagen gemacht, "ohne, dass vorher den
Verteidigern Akteneinsicht gewährt werden konnte". Der Kreis der
Verdächtigen im strafrechtlichen Ermittlungsverfahren der
Staatsanwaltschaft umfasst insgesamt 17 Personen.



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Datum: 25.04.2016 - 17:00 Uhr
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