IndustrieTreff - Interview zu den Mitteldeutschen Energiegesprächen: Schnelligkeit der Energiewende fordert neue Kon

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Interview zu den Mitteldeutschen Energiegesprächen: Schnelligkeit der Energiewende fordert neue Konzepte, auch für Verbraucher (FOTO)

ID: 1603423

(ots) -
Interview von Rainer Otto mit dem Geschäftsführer der
Energy2market, Andreas Keil im Rahmen der 14. Mitteldeutschen
Energiegespräche (MDEG)

Das 14. Mitteldeutsche Energiegespräch unternimmt eine TOUR
D´HORIZON ZUM STAND DER ENERGIE-, WÄRME-, UND MOBILITÄTSWENDE ANHAND
DER POLITISCHEN NOTWENDIGKEITEN DES KOALITIONSVERTRAGES. Wie würden
Sie bitte den gegenwärtigen Stand einschätzen?

Eine so generelle Frage lässt sich schwerlich kurz beantworten,
ich werde es dennoch versuchen. Seit Beginn der Energiewende sind vor
allem regenerative Erzeugungsanlagen in signifikantem Umfang in allen
Größen und Technologien entstanden. Diese haben einen erstaunlichen
Grad an Effizienz erreicht, der eine Förderung mehr und mehr
überflüssig macht - das zeigen die letzten Auktionen.

Seit 2012 wurden diese Anlagen erfolgreich in die Energiemärkte
integriert. Hier ist einerseits die Entstehung von Virtuellen
Kraftwerken zu nennen, andererseits die Entwicklung exzellenter
Prognosesysteme und eines funktionierenden und immer schneller
reagierenden Intraday-Marktes. Daraus resultiert ein unglaublicher
Zuwachs an Effizienz bei der Bewirtschaftung fluktuierender
Portfolios sowie eine deutliche Dämpfung der Ausgleichsenergiepreise.
Zugleich stößt das Ungleichgewicht zwischen Angebotsleistung und
benötigten Energiemengen immer stärker an die Kapazitätsgrenzen von
Netzen, und die volle Flexibilität konventioneller Erzeuger wird
benötigt, um die Versorgung sicherzustellen.

Dieser Zustand wird durch das Verhalten von Prosumern oder
Entwicklungen wie der E-Mobilität noch verschärft. In dem Maße, wie
die Konventionellen den Markt verlassen, stehen wir also vor der
Herausforderung, dass die verbleibenden Erzeuger und Verbraucher
flexibel auf das Angebot reagieren. Hierzu müssen sie ertüchtigt und




angereizt sein.

Was müsste denn in den kommenden 3 bis 5 Jahren oder in der noch
verbleibenden gegenwärtigen Legislaturperiode des Deutschen
Bundestages parlamentarisch auf den Weg gebracht werden, um den
Erfolg des Gesamtprojektes zu sichern?

Im Wesentlichen wird es darum gehen, die Flexibilität auf der
Verbrauchsseite zu erhöhen und in diesem Zusammenhang alle Hemmnisse
für diese Verhaltensänderung zu beseitigen. Hier geht es im Kern um
alternative Modelle für den Umgang mit den Kosten aus Netznutzung
sowie aus Steuern und Abgaben.

Politik, so heißt es, benötigt Macht, um zu gestalten, und Macht
setzt auch im Energiebereich Fakten. Wie schätzen Sie dabei die Rolle
der sogenannten Graswurzelbewegung ein, die infolge der
Regionalisierung einzelner Prozesse der Energiewende teilweise an den
Stellgrößen mitgestalten und damit Einfluss auf die Politik haben
könnte?

Die vielzitierte Graswurzelbewegung beschreibt im Kern die
systematische Auflösung klassischer Versorgungsstrukturen und
Marktrollen, da praktisch jeder Verbraucher auch Energie erzeugen,
speichern und weiterverkaufen kann. Basis dafür ist die Verfügbarkeit
effizienter Technologien (Erzeugung, Steuerung, Kommunikation) in
Verbindung mit einem materiellen Anreiz. Letzterer ist heute
scheinbar objektiv durch die hohen Endverbraucherpreise gegeben. Der
Anreiz für die Graswurzelbewegung ist damit regulatorisch verursacht
und jederzeit politisch gestaltbar. Dies könnte sich erst ab dem
Moment ändern, an dem regenerative Erzeugung die kostengünstigste im
Markt ist. Dann könnte die heute autonomiegetriebene
Graswurzelbewegung in Verbindung mit Virtuellen Kraftwerken auch
zunehmend nach Leistungen im Rahmen der Netz- und
Versorgungssicherheit greifen.

Demgegenüber steht die Neuausrichtung der großen "Zwei" der
deutschen Energiebranche. Sehen Sie hier gravierende Notwendigkeiten
der Branche, ihre Strategien ebenfalls neu auszurichten?

Die von Ihnen liebevoll umschriebene Entstehung eines nationalen
Champions mit internationalem Gewicht wird sicher Einfluss auf die
künftige Energielandschaft in Deutschland haben. Die Notwendigkeit
einer Neuausrichtung unserer Strategie leite ich daraus nicht ab, da
diese sich ja auch heute nicht von der Strategie der genannten
Unternehmen ableitet. Es wird vielmehr darauf ankommen, dass wir
unsere Fähigkeit, schnell und effizient in Märkten zu agieren, weiter
ausbauen. Hierin werden auch für den neuen Giganten die
Herausforderungen nicht kleiner.

In diesen Tagen konnte man in den Medien (beispielsweise
TAGESSPIEGEL - "Erneuerbare auf die Kette kriegen") über die
Zusammenarbeit von Energy2market mit der amerikanischen
Energie-Blockchain-Plattform Swytch lesen. Was bedeutet für Sie
Blockchain?

Blockchain ist zunächst einmal einfach eine Technologie, die es
ermöglicht, Informationen in Echtzeit zu erfassen und allen
Beteiligten sicher und unveränderbar zur Verfügung zu stellen. Das
gibt uns die Möglichkeit, damit sensible Datenaustauschprozesse oder
geschäftliche Transaktionen und Zahlungen unmittelbar, zuverlässig
und zudem kostengünstig zu gestalten. In dem von Ihnen angesprochenen
Projekt schaffen wir die Voraussetzungen für die unmittelbare und
sichere Erfassung der Erzeugung grüner Energie. Dies lässt künftig
beispielsweise eine direkte Belieferung von Verbrauchern aus grünen
Erzeugungsanlagen zu.

Was ist dann mit Blockchain das Neue, was der herkömmliche
Energiehandel so nicht leisten kann?

Alles und Nichts. Lassen Sie mich das an zwei Beispielen zeigen.
Erstes Beispiel: der Energiehandel erfolgt heute zumeist über Börsen,
die als die wesentlichen Marktplätze fungieren. Daneben ist es
natürlich auch möglich, bilateral Energiegeschäfte abzuschließen.
Über Blockchain kann nun zwischen allen beteiligten Partnern ein
Marktplatz geschaffen werden, der die Transparenz und Sicherheit
einer Börse hat - ohne institutionell zu existieren. Die daraus
erwarteten Kosteneinsparungen auf Seiten der Akteure werden mit bis
zu 90% gegenüber heute erwartet.

Zweites Beispiel: Auch heute ist es möglich, dass ein Erzeuger
seine Energiemengen direkt an einen Verbraucher liefert. Über
Blockchain sind Direktliefermodelle denkbar, in denen Franz
Mustermann den Überschussstrom der PV-Anlage auf seinem
Einfamilienhaus an die WG seines Sohnes in der Stadt liefern kann.
Welches Potential es für solche Geschäftsmodelle gibt, ist sicher
eine diskussionswürdige Frage. Die niedrigen Transaktionskosten von
Blockchain machen sie aber möglich.

Wenn der Technologieansatz darin besteht, sehr schnell
Informationen auszutauschen, wäre denn dann die
Blockchain-Technologie in ihrer Anwendung nicht sehr interessant für
Netzbetreiber?

Ja, das wäre sie und es gibt hierzu bereits tiefer gehende
Überlegungen und erste Projekte im Markt, die wir natürlich mit
großem Interesse verfolgen.

Und hier kommt wieder die Politik ins Spiel, wie sollte sich denn
die Politik, allgemein wird immer die Notwendigkeit der
Technologieoffenheit bei der Gestaltung der Energiewende
unterstrichen, in Sachen Regel- und Grenzen-Setzung verhalten?

Das ist eine ausgesprochen schwierige Frage, weil die meisten
Regeln und Grenzen aus politisch initiierten Förder- und
Steuerungsmechanismen resultieren, so dass es bei einer Änderung
immer Gewinner und Verlierer gibt. Ausgehend von meinem
Eingangsstatement, nach dem für die nächste Phase der Energiewende
die Fähigkeit zur kurzfristigen Verhaltensänderung auf der
Erzeugungs- und der Verbrauchsseite entscheidend sein wird, sollten
Anreize für eben diese Verhaltensänderung bestehen und nutzbar sein.
Diese können aus dem Markt oder geschaffenen Anreizmechanismen
kommen. In jedem Fall sollten sie frei von jeder Technologiebindung
sein.

Abschließend erlauben Sie bitte noch die Frage, wo sehen Sie denn
bei alledem die weitere Entwicklung von Energy2market?

Als Aggregator sehen wir unsere Rolle darin, die Energie, die
Flexibilität und die Interessen so vieler dezentraler Akteure wie
möglich zu bündeln und zu deren Vorteil zu nutzen. Hierzu entwickeln
wir eine skalierbare und offene Plattform, die auch Dritten für die
Umsetzung ihrer Geschäftsmodelle offensteht.



Pressekontakt:
Michael R. Richter
Phone: +49 341 230 28 238
michael.richter(at)e2m.energy
Energy2market GmbH, Weißenfelser Str. 84, 04229 Leipzig

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Datum: 23.04.2018 - 14:55 Uhr
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