IndustrieTreff - Forschung& Innovation (F&I) in der Pandemie: Innovationsaktivitäten leiden unter Corona

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Forschung& Innovation (F&I) in der Pandemie: Innovationsaktivitäten leiden unter Corona

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(ots) - Vorwiegend negative Auswirkungen auf Innovationsaktivität, aber auch positive Impulse - Vor allem KMU rechnen mit geringeren Innovationsausgaben - Langfristige Schwächung deutscher F&I zu befürchten - BioNTech-Erfolg lässt deutschen Forschungsstandort weltweit glänzen

Im neuen Jahresgutachten der Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI), das der Bundeskanzlerin angesichts der Pandemie in Berlin virtuell übergeben wurde, schätzt die EFI auch die Folgen der Corona-Krise auf Unternehmen und Wissenschaft ein. "Die Corona-Krise hat die globale Wirtschaft unvermittelt und hart getroffen. Die in Deutschland zur Eindämmung von COVID verhängten Lockdowns bringen massive wirtschaftliche Schieflagen sowie Beeinträchtigungen im Wissenschaftssektor mit sich", konstatiert Prof. Irene Bertschek vom ZEW - Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung in Mannheim und Mitglied der EFI. Von Umsatzeinbußen sind größere Unternehmen mit über 100 Beschäftigten in gleichem Maße betroffen wie kleine und mittlere Unternehmen. Infolgedessen stehen den Unternehmen weniger finanzielle Mittel für F&I-Vorhaben zur Verfügung, stellt die EFI fest. Auch das Wissenschaftssystem leide unter Einschränkungen, deren Auswirkungen sich in den Forschungsleistungen niederschlagen würden. "Mit zunehmender Dauer der Pandemie können diese Entwicklungen im Unternehmens- und im Wissenschaftssektor zu einer längerfristigen Schwächung des deutschen F&I-Systems führen", folgert Prof. Bertschek.

Corona-Krise schränkt Innovationsaktivität ein

Eine Auswertung der ZEW-Konjunkturumfrage für die EFI vom September 2020 zeigte, dass für den größten Teil der deutschen Unternehmen die Corona-Krise negative Auswirkungen auf die Innovationsaktivität hat. Dabei kommt es vor allem zu Verzögerungen von laufenden Innovationsprojekten. Am zweit- und dritthäufigsten berichteten Unternehmen, dass sie bereits geplante Projekte nicht begonnen oder keine neuen Innovationsprojekte geplant haben. "Neben den in erster Linie negativen Auswirkungen der Corona-Krise lassen sich aber auch positive Impulse auf die Innovationsaktivität feststellen: So berichten etwa 26 Prozent der Unternehmen in der Informationswirtschaft und 28 Prozent der Unternehmen im Verarbeitenden Gewerbe, dass die Auswirkungen der Corona-Krise zu neuen Innovationsprojekten geführt haben. Bei 18 Prozent der Unternehmen in der Informationswirtschaft und 10 Prozent im Verarbeitenden Gewerbe hat die Krise gar zu einer Beschleunigung von Innovationsprojekten geführt", so Bertschek.





Finanzielle Ressourcen für Innovationsaktivitäten fehlen

Die verringerte Verfügbarkeit finanzieller Mittel stellt laut EFI den häufigsten Grund für Beeinträchtigungen der Innovationstätigkeit dar. Daneben sähen sich viele Unternehmen auch mit nachlassender Nachfrage nach innovativen Produkten und Diensten konfrontiert. Zudem sei der Zugriff auf für Innovationen relevante Daten oftmals nicht aus dem Homeoffice möglich und die unternehmenseigene digitale Infrastruktur und Ausstattung entspreche nicht den neuen Anforderungen unter Corona-Bedingungen.

Wichtige Impulse für F&I-System durch Zukunftspaket gesetzt

Die EFI begrüßt, dass die Bundesregierung im Juni 2020 ein umfangreiches Konjunkturpaket mit einem Gesamtumfang von 130 Milliarden Euro verabschiedet hat, womit wichtige politische Impulse gesetzt wurden, um die Corona-Krise durchzustehen. Prof. Till Requate von der Universität Kiel und Mitglied der EFI betont: "Diese Impulse kommen auch dem F&I-System zugute. Der Bund hat, gemeinsam mit den Ländern, u.a. auch seine Beteiligungsangebote für Start-ups und KMU ausgebaut. Die Beteiligungsangebote helfen, durch eine gestärkte Eigenkapitalbasis temporär handlungsfähig zu bleiben sowie trotz Krise in Innovation und Modernisierung zu investieren."

Da die Maßnahmen zur Überbrückung der Corona-Krise im Wesentlichen durch Verschuldung finanziert werden, sieht die EFI die Gefahr, Haushaltsspielräume einzuschränken, was sich negativ auf die F&I-Politik auswirken kann. Sie mahnt an, dass die kurzfristige Stabilisierung der Wirtschaft nicht zulasten der mittel- und langfristigen Wettbewerbsfähigkeit des deutschen F&I-Systems gehen darf. Prof. Uwe Cantner von der Universität Jena und Vorsitzender der EFI dazu: "Die langfristige Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands lässt sich fördern, wenn weitere Konjunkturprogramme und Maßnahmen so F&I-orientiert wie möglich ausgestaltet werden - so können Wachstumsimpulse gesetzt und die Krise gleichzeitig als Katalysator für den Übergang zu neuen Technologien genutzt werden." Die EFI begrüßt daher ausdrücklich die Absicht der Bundesregierung, 60 Milliarden Euro aus dem Zukunftspaket als Teil des Konjunkturpakets investiv und innovationsorientiert einzusetzen. So kann z.B. die Bereitstellung zusätzlicher finanzieller Mittel für den Ausbau der digitalen Infrastruktur helfen, die Innovationsaktivitäten der Unternehmen nachhaltig zu stärken. Die Förderung von Zukunftstechnologien wie der künstlichen Intelligenz, der Wasserstofftechnologie und der Quantentechnologie ist zudem ein wichtiger Schritt, um die innovationsgetriebene Transformation voranzutreiben.

Im Rahmen des Zukunftspakets sei das Forschungszulagengesetz geändert worden. Durch eine zeitlich bis 2026 befristete Anhebung des Förderdeckels solle für Unternehmen ein Anreiz gesetzt werden, trotz Krise in FuE zu investieren. Die EFI kritisiert, dass die KMU kaum von der Erhöhung des Förderdeckels profitiert, und sieht deshalb weiteren Anpassungsbedarf. Dies sei insbesondere vor dem Hintergrund relevant, dass die KMU angesichts von Corona für 2020 mit einem deutlichen Rückgang der Innovationsausgaben um knapp 9 Prozent und 2021 nochmals um 5 Prozent rechnen, wie Zahlen des Mannheimer Innovationspanels aus dem Jahr 2020 zeigten. Die Großunternehmen hingegen gingen von weitgehend stabilen Innovationsbudgets im Jahr 2020 und einer leichten Ausweitung um 2 Prozent im Jahr 2021 aus.

Umfangreiche finanzielle Mittel für Corona-Forschung bereitgestellt

Zur Überwindung von Beeinträchtigungen im Wissenschaftssektor durch die Lockdowns hat die Bundesregierung eine Reihe von Maßnahmen veranlasst, die von Lockerungen im Wissenschaftszeitvertragsgesetz bis zu Vereinfachungen bei Projektbeantragung und -bearbeitung reichen. Die EFI begrüßt, dass einige ihrer Vorschläge hierzu aufgenommen und umgesetzt wurden.

Die Bundesregierung habe umfangreiche Mittel für die Förderung der Corona-Forschung bereitgestellt, mit direkter und indirekter Schubwirkung für die Wirtschaft. Mit der Entwicklung eines Impfstoffes durch das direkt geförderte Unternehmen BioNTech hätten diese Maßnahmen substanziell zu einem weltweit beachteten Erfolg beigetragen. Die EFI hebt positiv hervor, dass die Förderung der Corona-bezogenen Forschung durch das BMBF und die Projektträger sehr zügig angeschoben wurde.

Die Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI)mit Sitz in Berlin leistet seit 2008 wissenschaftliche Politikberatung für die Bundesregierung und legt jährlich ein Gutachten zu Forschung, Innovation und technologischer Leistungsfähigkeit Deutschlands vor. Wesentliche Aufgabe der EFI ist es dabei, die Stärken und Schwächen desdeutschen Innovationssystems im internationalen und zeitlichen Vergleich zu analysieren und die Perspektiven des Forschungs- und Innovationsstandorts Deutschland zu bewerten. Auf dieser Basis entwickelt die EFI Vorschläge für die nationale Forschungs- und Innovationspolitik.

Pressekontakt:

Dr. Petra Meurer
Stv. Leiterin der Geschäftsstelle der Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI)
T +49 (0) 30 322982-561
kontakt(at)e-fi.de
www.e-fi.de

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Datum: 24.02.2021 - 15:00 Uhr
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