IndustrieTreff - Neue Fakten über den "Berliner Urvogel"

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Neue Fakten über den "Berliner Urvogel"

ID: 19408

(industrietreff) - Eichstätt (dinosaurier-news) – Die Entdeckungsgeschichte des wertvollsten Fossils aller Zeiten muss umgeschrieben werden. Der in den 1870-er Jahren am Blumenberg bei Eichstätt in Bayern gefundene und heute im Museum für Naturkunde in Berlin aufbewahrte Urvogel Archaeopteryx wurde etwas früher entdeckt, als bisher in der Fachliteratur angegeben ist. Die Ehre, der Entdecker zu sein, gebührt einem anderen Mann. Ausserdem ist die Fundschicht vermutlich älter, und am Skelett dieses Archaeopteryx erkannte man neue Einzelheiten.

Herausgefunden hat dies der Lehrer und anerkannte Urvogel-Experte Helmut Tischlinger aus Stamham (Landkreis Eichstätt). Seinen Recherchen zufolge kam der Urvogel vom Blumenberg, der heute in der Fachliteratur wegen seines Aufbewahrungsortes als "Berliner Exemplar" bezeichnet wird, nicht im Herbst 1876, sondern vermutlich schon 1875 oder sogar 1874 ans Tageslicht. Entdecker war nicht der Landwirt und Gastwirt Johann Dörr (1841-1915), sondern der Landwirt, Steinbruch- und Sandgrubenbesitzer Jakob Niemeyer (1839-1906), genannt "Sandjakl", aus dem Ort Blumenberg (heute ein Stadtteil von Eichstätt).

Jakob Niemeyer, dessen einzige Kuh gerade verendet war, verkaufte den auf seinem Gelände geborgenen Urvogel für eine Kuh zum damaligen Wert von 150 bis 180 Mark an seinen Nachbarn Johann Dörr, der das wertvolle Fossil als Flugsaurier fehldeutete und für 2.000 Mark an den Steuerberater Ernst Häberlein (1819-1896) in Pappenheim veräusserte. Häberlein präparierte das von einer dünnen Gesteinsschicht bedeckte Fossil vorbildlich, bemerkte als erster Federabdrücke und seine Natur als Urvogel. Im April 1880 verkaufte er das Fossil für 20.000 Goldmark, was einer heutigen Kaufkraft von mindestens 500.000 bis 1 Million Euro entspricht, an den Industriellen Werner von Siemens (1816-1892). Dieser überliess den Urvogel grosszügigerweise zum selben Preis, der im April 1881 und im April 1882 in zwei Raten von je 10.000 Goldmark bezahlt wurde, dem damaligen "kgl. Mineralogischen Museum der Universität Berlin".





Die neuen Fakten über die Entdeckungsgeschichte des "Berliner Exemplars" verdankt Helmut Tischlinger der Eichstätter Steinbruchbesitzerin und Firmenleiterin Gunda Mayer. Sie wandte sich im Frühjahr 2005 an ihn, um aus ihrer Familienüberlieferung Details zur Fundgeschichte des "Blumenberger Urvogels" (heute "Berliner Exemplar") weiterzugeben. Sie stammt aus einer der Steinbruch-Dynastien vom Blumenberg bei Eichstätt. Ihr Urgrossvater Jakob Niemayer betrieb zur Entdeckungszeit des Urvogels einen Steinbruch und eine Sandgrube am südöstlichen Ortsrand des Ortes Blumenberg.

Gunda Mayer konnte Helmut Tischlinger genau die Stelle zeigen, wo einst das "Berliner Exemplar" ans Tageslicht gekommen war und wo sich heute ein Wiesengelände befindet. Dort existieren laut Geologischer Karte von Bayern nicht die sonst überall auf dem Blumenberg anstehenden Oberen Schichten des Weissjura, sondern ältere Untere Solnhofener Schichten des Weissjura. Wenn das "Berliner Exemplar" tatsächlich aus letzteren Schichten stammt, wäre es der geologisch älteste aller bisherigen zehn Urvogelfunde.

Früher hatte es irrtümlich geheissen, das "Berliner Exemplar" sei im Steinbruch von Johann Dörr entdeckt worden. In Wirklichkeit besass Dörr aber, wie Tischlinger ermittelte, keinen Steinbruch.

Helmut Tischlinger nahm 2003, 2003 und 2004 am "Berliner Archaeopteryx-Exemplar" Untersuchungen unter langwelligem ultraviolottem Licht mit einer verbesserten Filterungstechnik vor. Dabei erkannte er unter anderem Federreste in dunkler Substanzerhaltung, die in ihrem Bau mit Federn moderner Vögel übereinstimmen.

Tischlinger schilderte in der Zeitschrift "Archaeopteryx" des Jura-Museums Eichstätt auch, wie das "Berliner Archaeopteryx-Exemplar" gegen Ende des Zweiten Weltkrieges vor Zerstörung bei Luftangriffen oder Abtransport nach Russland bewahrt wurde. Als die Bombardements zunahmen, entfernte man im Museumskeller einige Bodenplatten, hob eine Grube aus, versenkte darin den Urvogel in einer feuerfesten Stahlkassette zusammen mit dem Kopf eines riesigen Dinosauriers aus Afrika. Danach tarnte man das Versteck mit Sand- und Bodenplatten so gut, dass es bei Kriegsende nicht aufspürbar war.

Das Original des "Urvogels" vom Blumenberg wird momentan in einem Tresor sicher aufbewahrt. Nach Abschluss der Arbeiten zur Neugestaltung der paläontologischen Ausstellungen des Museums für Naturkunde soll es ab 2007 in einer von dem Berliner Geschäftsmann Hans Wall gespendeten Hochsicherheitsvitrine zu bewundern sein.

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Lesetipp:
Gerold Bielohlawek-Hübel:
Wer fand den Urvogel?
www.werfanddenurvogel.de.vu

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Das Taschenbuch "Wer fand den Urvogel?" ist erhältlich bei:
www.buch-shop-mainz.de
oder
http://www.amazon.de/exec/obidos/tg/detail/offer-listing/-/3937316086/new/ref=sdp_new_b/028-7008173-6006919

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