IndustrieTreff - Herbizide: Honigbienen verhungern in intensiv genutzter Landschaft

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Herbizide: Honigbienen verhungern in intensiv genutzter Landschaft

ID: 342265

Nach der Rapsblüte ist alles nur noch grün. Es fehlt an Pollen. Bienenvölker sterben infolge Mangelernährung.


(industrietreff) - Herwig Klemp, www.landsicht.net

Der heutige Landbau ist geprägt von stetig zunehmender Intensivierung. Legehennen, Puten, Hähnchen und Schweine werden in immer größeren Beständen gehalten. Die Kühe wurden gepusht zu immer größerer Milchleistung. Spezialfutter muss her, damit die auf Höchstleistung gezüchteten Tiere ihr Maximum geben können. All dieser Erscheinungen "moderner" Landwirtschaft ist sich der Verbraucher einigermaßen bewusst. Vogelgrippe, Rücktritt der niedersächsischen Landwirtschaftsministerin Grotelüschen, Dioxinskandal und immer wieder Berichte über das Tierleiden in Massenhaltungen werden wahrgenommen und hinterlassen Spuren beim Konsumenten.

Leise und unbemerkt vollzieht sich dagegen für die meisten Bürger die intensivere Nutzung der Fläche. Wer achtet schon auf sich wandelnde Fruchtfolgen? Wer bemerkt, dass die Wiesen immer früher gemäht werden und dass dort seltener Heu gemacht wird, sondern Silage? Wer registriert, wie die Äcker und Felder näher an Weg, Waldrand und Gewässer heranrücken und die Raine verschwinden? Wer beobachtet, wie viele Brachflächen in den letzten Jahren wieder unter den Pflug genommen wurden? Die Bodenpreise sind gestiegen, seit der Anbau von nachwachsenden Rohstoffen und Bioenergiepflanzen der Nahrungsmittelerzeugung Konkurrenz macht. Mit den Preisen stieg die Nutzungsintensität.

All das ist bislang kein Thema für Massenmedien. Auch der Fernsehzuschauer braucht ein mediales "Hochleistungsfutter", um so recht in Wallung zu kommen.

Dass mehr als die Hälfte der heimischen Gefäßpflanzen nährstoffarmen Boden benötigen und durch die Überdüngung der Landschaft verschwinden: Wen macht das betroffen? Dass immer mehr Herbizide eingesetzt werden, um Unkräuter aus Feldern und Äckern fernzuhalten: Wen stört das wirklich?

Die bisher angesprochenen Entwicklungen in der Agrarlandschaft reichen bereits aus, die Blumen und Kräuter der Agrarlandschaft bis auf Bruchteile zu reduzieren. Die Wildbienen und Hummeln, die Schmetterlinge schwinden mit den Blüten dahin.





Zum Glück gibt es die Honigbiene und den Imker. Die entwickeln sich immer mehr zu einem Stachel im Fleisch der Agrarindustrie, wecken Aufmerksamkeit und fordern die Agrarpolitik heraus.

Die Honigbiene: eine Sympathieträgerin. Als Bestäuberin von Obstbäumen und Gemüse trägt sie zum späteren Ernteerfolg entschieden bei: Nach Aussage der Welternährungsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) hängen 35 % der weltweiten Ernährung von Bestäubern ab. Die Honigbiene nimmt hier eine besondere Stellung ein schon aufgrund des gezielten Einsatzes durch den Wander-Imker.

Der ist als Erwerbsimker auch Landwirt. Allerdings einer von der Sorte, die unter der Intensivierung der Landwirtschaft enorm zu leiden hat. Richtig deutlich wurde das um die Jahrtausendwende mit dem verstärkten Niedergang der Bienenvölker. Die Landwirtschaftsberater und Pflanzenschutzexperten schoben zunächst alles auf die aus Asien eingeschleppte Varroa-Milbe und auf die Unfähigkeit der Imker, ihrer Herr zu werden.

In Deutschland gab es im Winterhalbjahr 2002/2003 ein großes Bienensterben. Weitere folgten in den Jahren darauf. Bei genauem Hinsehen stellte sich heraus: Die Bienenkästen waren voll mit Winterfutter oder Honig, aber von den Bienen verlassen. Varroa-Milben waren oft nur sehr wenige zu finden; der Befall der Bienen war gering gewesen. In den USA ging 2007 ein Bienen-Massensterben als "Colony Collaps Disorder" durch die Medien. Es zeigte die gerade beschriebenen Symptome und war den Menschen unheimlich.

Inzwischen wissen Fachleute: Es fehlte im Sommer und Spätsommer in der Landschaft schlicht an Pollen. Der aber ist für die Winterbienen eine Lebensgrundlage. Da hilft kein Winterfutter und kein Honig. Die Bienenvölker starben an Mangelernährung.

Imkermeister Günter Friedmann stellt fest: "Nach der Rapsblüte ist der Sommer nur noch grün." Kaum finden sich blühende Kräuter in Äckern und Feldern, kaum Wiesenblumen. Blüten sind Mangelware am Wegrand, an Rainen, an gemähten Straßenrändern und Gräben. Blüht es dann auch nicht richtig im Wald, ist bei den Bienen Schmalhans Küchenmeister. Oft muss Friedmann seinen Bienen mitten im Sommer Zuckerwasser reichen, damit sie nicht verhungern.

Günter Friedmann ist Inhaber einer Demeter-Imkerei im bayerischen Küpfendorf-Steinheim und alles andere als ein "Leichtgewicht" unter den Imkern. Mit 400 bis 600 Völkern betreibt er die größte Demeter-Imkerei weltweit. Für sein Engagement und seine Pionierarbeit als Berufsimker wurde er 2003 von der damaligen Ministerin für Verbraucherschutz und Landwirtschaft, Renate Künast, mit dem Förderpreis Ökologischer Landbau ausgezeichnet.

Die Forschung und die Aus- und Weiterbildung liegen Friedmann am Herzen. Sein Betrieb ist einer der wenigen anerkannten Ausbildungsbetriebe für den Beruf des Imkers in Deutschland. Der Imkermeister führt Seminare zur ökologischen beziehungsweise artgerechten Bienenhaltung im In- und Ausland durch. Und umweltpolitisch ist Günter Friedmann in Berufsverbänden und ökologischen Netzwerken aktiv.

Als Mitglied des Arbeitskreises "Imkerei und Agrarfördermaßnahmen" engagiert Friedmann sich aktuell in der Diskussion um die Ausgestaltung der europäischen Agrarpolitik für den Zeitraum von 2014 bis 2020. Er sieht die bisherigen Agrarumweltprogramme - etwa die Ackerrandstreifenprogramme - als völlig unzureichend an. Statt dessen müsse die Agrar-Umweltpolitik in die ganze Fläche gehen. Die Subventionierung von Maisanbau sei herunterzufahren. Für die Biogasgewinnung müsse auf andere Biomasse zurückgegriffen werden, etwa gute mehrjährige Blühmischungen. Blühende Untersaaten seien zu fördern und Frischfutterbereitung solle für den Bauern wieder attraktiver werden. Dann bestehe auch die Chance, dass Honigbienenvölker gut ernährt und vital seien. Bei richtigem Umgang mit den Völkern gehe er dann davon aus, dass die Bienen mit der Varroamilbe selber fertig würden.

Mehr Infos über Bienen und Pestizide, die Landwirtschaft generell und insgesamt über "Das Land vor meiner Tür" auf www.Landsicht net.


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Dipl.-Psych. Herwig Klemp ist freier Journalist und Initiator der Internet-Plattform Landsicht.net. Sein Themenbereich: Natur und Landschaft in Abhängigkeit von menschlichem Wirtschaften. - Autor zahlreicher Bücher über Landschaften.



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Herwig Klemp
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26203
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Bereitgestellt von Benutzer: Adenion
Datum: 04.02.2011 - 12:15 Uhr
Sprache: Deutsch
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