Biogasrat kritisiert EEG-Vorschläge des Umweltministers und stellt eigenes Marktprämienmodell vor
(ots) - 
   - Wenig Mut zum Markt
   - Vergütungsstruktur noch komplizierter
   - Direktverstromung gefährdet
   - Biogas-Einspeiseziele so nicht erreichbar
   Der Biogasrat e.V. hat den Erfahrungsbericht des 
Bundesumweltministers zum EEG und seine Eckpunkte für das EEG 2012 
einer ersten kritischen Würdigung unterzogen und zugleich einen 
eigenen Vorschlag für ein marktnahes und einfaches Vergütungssystem 
unterbreitet. In einer eigenen Studie hat der Biogasrat in 
Zusammenarbeit mit dem Deutschen Biomasse Forschungszentrum (DBFZ) 
und Prof. Dr. Christoph Weber,  Lehrstuhl für Energiewirtschaft der 
Universität Duisburg/Essen ein Marktprämienmodell entwickelt, nach 
dem die Mehrkosten der Stromerzeugung aus Biogas gegenüber der 
konventionellen Stromerzeugung durch eine einheitliche Marktprämie 
erstattet werden und die übrigen Kosten und der Gewinn durch 
Teilnahme am Strommarkt erwirtschaftet werden muss. Der 
Umweltminister hat dagegen vorgeschlagen, dass die Erzeuger 
erneuerbarer Energien entweder wie bisher eine feste 
umlagefinanzierte Vergütung erhalten oder aber monatlich für die 
Teilnahme am Strommarkt optieren können. Das Marktrisiko wird durch 
einen komplizierten Ausgleichsmechanismus bis zu den 
durchschnittlichen EEX-Preisen des Vormonats ausgeglichen. Hier sieht
der Biogasrat "zu wenig Mut zum Markt". Reinhard Schultz, 
Geschäftsführer des Biogasrat e.V.: "Wir brauchen die Chancen und 
Risiken einer vollen Marktteilnahme, um alle Effizienzreserven zu 
heben und das System auf Dauer billiger zum machen." Professor Weber 
sieht die Gefahr des "Rosinenpickens" bei den Marktteilnehmern. "Wer 
von Monat zu Monat wählen kann, ob er am Strommarkt sein Geld 
verdienen oder von der Umlage leben will, der versucht nur dann am 
Markt zu arbeiten, wenn höhere Verdienste winken. Das verteuert das 
System eher, als dass die Umlagekosten gesenkt werden." Professor 
Weber hat hierzu einen wissenschaftlichen Vergleich beider Modelle 
erarbeitet.
   Wärmenutzungspflicht realistisch optimieren
   Große Probleme sieht der Biogasrat in den sehr hohen Vorgaben des 
BMU zur Wärmenutzung in KWK-Anlagen. "60 Prozent-Wärmenutzung bei der
Vor-Ort-Verstromung ist nur an optimalen Standorten möglich, 90 
Prozent Wärmenutzung in Anlagen, die Biogas aus dem Erdgasnetz 
beziehen, führt zu einer deutlich geringen Stromerzeugung ohne 
angemessenen Kostenausgleich im Vergütungssystem", erklärt Dr. Thomas
Stephanblome, stellvertretender Vorsitzender des Biogasrat e.V.. Der 
Biogasrat hat seinerseits vorgeschlagen, bei der Vor-Ort-Verstromung 
mindesten 30% Wärmenutzung zur Auflage zu machen und besonders 
effiziente KWK-Anlagen mit 70% Wärmenutzung oder mehr durch einen 
KWK-Effizienzbonus zu belohnen. "Dadurch wird sichergestellt, dass in
der Regel ein standortsangepasste Optimierung von Strom- und 
Wärmeerzeugung stattfindet und zugleich das Angebot an Biogas-Strom 
deutlich wächst", unterstreicht Reinhard Schultz. "Nach dem Modell 
des BMU ist die Vor-Ort-Verstromung so gut wie tot, und der 
Biogas-Einspeisemarkt wird auch nicht so anspringen, wie es die Ziele
der Bundesregierung vorsehen."
   Einfaches und transparentes Vergütungssystem gefordert
   Der Biogasrat kritisiert das komplizierte Vergütungssystem, das 
der BMU vorschlägt. "Grundvergütung, Rohstoffklasse I, Rohstoffklasse
II, Sonderregelung für Abfälle, Kapazitätskomponente -  all das ist 
noch komplizierter als das bisherige, aus dem Ruder gelaufene 
Bonus-System." Der Biogasrat hat dagegen eine einheitliche 
Einsatzstoff unabhängige Vergütung vorgeschlagen, die auch helfen 
soll, das Potenzial an biogenen Reststoffen für die Biogasproduktion 
zu erschließen. Auch die vom BMU vorgeschlagene Vergütungshöhe steht 
beim Biogasrat in Kritik. "Bei der hohen Wärmenutzung und geringen 
Stromerzeugung, die der BMU-Entwurf will, reichen die Vergütungssätze
pro erzeugter Kilowattstunde Strom nicht aus. Wenn die Wärmenutzung 
realistisch, wie in unserem Vorschlag angesetzt würde, lägen BMU und 
Biogasrat wieder näher beieinander", unterstreicht Reinhard Schultz.
   Nachhaltigkeit für die gesamte Landwirtschaft, nicht nur für 
Bioenergien
   Ärgerlich ist aus Sicht des Biogasrat e.V. auch der Unterton im 
Entwurf des Erfahrungsberichts des BMU. Unnötigerweise verstärkt der 
Erfahrungsbericht in der BMU-Fassung - wider besseren Wissens - viele
gängigen Vorurteile gegen die Biogaserzeugung. Zum Beispiel werden 
die Ursachen für Mais-Monokulturen beim Energiemais gesucht. Probleme
fehlerhafter landwirtschaftlicher Praxis beim Einhalten von 
Fruchtfolgen, bei dem Umgang mit Dünger und damit zusammenhängenden 
Grundwasserproblemen werden einseitig dem Energiemais zugeschoben. 
Daraus werden dann restriktive Vorgaben für die Nutzung von Mais als 
Energiepflanze hergeleitet, z.B. die Begrenzung des Maisanteils im 
Substratmix auf 60 % oder besondere Nachhaltigkeitsanforderungen. 
Dabei bestehen die meisten Probleme nur in Regionen mit besonders 
dichter Tierhaltung. In anderen Regionen ist Mais eher selten. Der 
Biogasrat drängt seit langen, dass zum einen ähnliche 
Nachhaltigkeitsregeln, wie sie für Biokraftstoffe gelten, auch für 
die Erzeugung und Nutzung von Biomasse überhaupt gelten müssen. Für 
Biogas als Kraftstoff gelten sie ja schon heute. Darüber hinaus 
fordert der Biogasrat, dass für die Produktion und Nutzung von 
Feldfrüchten insgesamt ein gemeinsames Nachhaltigkeitsregime 
geschaffen werden muss, das weiter geht, als die weichen Cross 
Compliance Regeln der EU. Das muss sich auf die Einhaltung von 
Fruchtfolgen, die Aufnahme des natürlichen Düngers aus Gärresten in 
das Düngeregime bis hin zur tendenziellen Verdrängung von 
Kunstdünger, Maßnahmen zum Schutz der Biodiversität und auf den 
Grundwasserschutz beziehen. Der Biogasrat fordert, dass alle 
Biogasanlagen nach Bundesimmissionsschutzgesetz genehmigt und 
überwacht werden, einschließlich der Anpassungspflicht an den Stand 
der Technik.
   Neben der Ökobilanz muss die Treibhausgasbilanz bei der 
Biogaserzeugung und Nutzung im Mittelpunkt stehen. Technisch 
optimierte Biogasanlagen mit regenerativer Prozessenergie und einem 
guten Wärmekonzept sind hinsichtlich der Treibhausgasminderung den 
meisten Alternativen gegenüber unschlagbar.
   Die Studie "Optimierung der marktnahen Förderung von 
Biogas/Biomethan unter Berücksichtigung der Umwelt- und Klimabilanz, 
Wirtschaftlichkeit und Verfügbarkeit" des Biogasrat e.V., die 
Stellungnahme des Biogasrat e.V. zum Erfahrungsbericht EEG des BMU 
sowie die vergleichende Kurzstudie zu den Marktprämienmodellen steht 
Ihnen unter nachfolgendem Link zum Download zur Verfügung. 
http://biogasrat.de/index.php?option=com_docman&Itemid=129
Pressekontakt:
Geschäeftsstelle Biogasrat e.V.
Kontakt: Janet Hochi
Dorotheenstraße 35
10117 Berlin
Tel: 030-20143133
Email: geschaeftsstelle(at)biogasrat.de
      
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Datum: 10.05.2011 - 13:51 Uhr
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