NABU: Bioenergieziele fördern ökologische und soziale Konflikte
NABU: Bioenergieziele fördern ökologische und soziale Konflikte
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Tschimpke: Klimabilanz von Agrosprit überschätzt - Debatte neu ausrichten
Berlin - Angesichts der aktuellen Diskussion um einen Stopp der Produktion des Biokraftstoffs E10 hat der NABU eine Neubewertung der Ausbauziele für Biomasse gefordert. "Die jüngste Entwicklung macht einmal mehr deutlich, dass Biomasse nicht unerschöpflich ist, da auf den begrenzt verfügbaren Anbauflächen viele konkurrierende Nutzungsinteressen existieren", sagte NABU-Präsident Olaf Tschimpke. Gesellschaftliche Akzeptanz finde die Biomasse nur, wenn die Erzeugung nicht in Konkurrenz zur Nahrungsproduktion und zum Naturschutz stehe und die Treibhausgasbilanz deutlich positiv ausfällt. Ethanol, das in Deutschland überwiegend aus Weizen und Zuckerrüben und in den USA aus Mais hergestellt werde, sei in diesem Zusammenhang keine sinnvolle Lösung für den Energiehunger an deutschen Tankstellen. Das Institut für europäische Umweltpolitik hat in einer Studie von 2010 bereits festgestellt, dass allein die EU-Ziele zum Ausbau der Agrokraftstoffe bis zum Jahr 2020 erhebliche Klimagasemissionen sowie einen zusätzlichen Flächenbedarf von mehr als der zweifachen Größe Belgiens (69.000 Quadratkilometer) verursachten. Wenn die indirekten Landnutzungsänderungen einbezogen würden, die durch eine Verdrängung der bisherigen Lebensmittelerzeugung auf andere Standorte entstünden, seien die Treibhausgasbilanzen der Agrokraftstoffe damit durchschnittlich um 81 bis 167 Prozent schlechter als fossile Kraftstoffe.
Der NABU appellierte an die Bundesregierung, die Bioenergiepolitik grundsätzlich neu zu bewerten. Biomasse könne im Strom- und Wärmemarkt bis zu dreimal effizienter und deutlich kostengünstiger eingesetzt werden als im Kraftstoffbereich. Daher sollte die Einsparung fossiler Kraftstoffe sowie die Reduktion von klimarelevanten Gasen im Verkehrsbereich vorrangig durch technologische Innovationen und sparsamere Motoren erreicht werden. Biokraftstoffe dürften nur dann genutzt werden, wenn sie mindestens 50 Prozent weniger Treibhausgase ausstießen als fossile Energieträger. Dabei müssten auch die indirekten Landnutzungsänderungen berücksichtigt werden. Zugleich müssten ein naturverträglicher Anbau sowie eine hohe Flächeneffizienz sichergestellt sein. "Vor dem Hintergrund der zunehmenden umwelt- und sozialpolitischen Konflikte bei der Biomassenutzung sollten die Ausbauziele auf dem jetzigen Stand eingefroren und einer generellen Sozial- und Umweltverträglichkeitsprüfung unterzogen werden", sagte NABU-Agrarexperte Florian Schöne.
Für Rückfragen:
Florian Schöne, NABU-Agrarexperte, Tel. 030-284984-1615, mobil 0172-5966097.
Im Internet zu finden unter www.NABU.de
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Datum: 21.08.2012 - 15:15 Uhr
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