IndustrieTreff - Ökostrom zu kaufen ist Idealismus

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Ökostrom zu kaufen ist Idealismus

ID: 71713

Oldenburg/ Bad Sachsa, Februar 2009. Klimawandel und Klimaschutz sind in aller Munde. 56 Prozent der Deutschen können sich vorstellen, Ökostrom zu beziehen, um dadurch etwas für die Umwelt zu tun. Einer repräsentativen Umfrage des Bundesministeriums für Umwelt zufolge planen immerhin noch zehn Prozent, auf den grünen Strom umzusteigen, drei Prozent haben diesen Vorsatz bisher in die Tat umgesetzt. Einer von ihnen ist Hans-Christian Metzger, Ratsherr von Bündnis 90/Die Grünen im Rat der Stadt Bad Sachsa. Der 44-Jährige bezieht seit dem 1. Januar 2009 NaturWatt Strom über die Stadtwerke Bad Sachsa und folgt damit Johann Wolfgang von Goethes Motto: „Es ist nicht genug zu wissen, man muss es auch anwenden! Es ist nicht genug zu wollen, man muss es auch tun.“


(industrietreff) - Frage: Schätzungen des Fachmagazins Energie & Management (E & M) zufolge gab es bis Ende September 2008 etwa 1,6 Millionen private Ökostromkunden. Sie sind einer von ihnen. Wie fühlt sich das an?

Metzger: Sehr gut. Aber es müssten noch viel mehr sein. Von 1999 bis Ende 2008 gab es bereits den Tarif „Harz-Natur“ bei den Stadtwerken Bad Sachsa. Der wurde zum Jahreswechsel umgestellt. Somit fördere ich regenerative Energiequellen schon seit Jahren.


Frage: Wie machen Sie Mitmenschen klar, dass Ökostrom eine gute Sache ist?

Metzger: Die heutige Zeit ist sehr geprägt von Individualisten: Der eine fährt ein großes Auto und isst bescheidenes Toastbrot, der andere isst das teuerste Essen und fährt ein kleines Auto. Ich mag es niemandem vorschreiben, welchen Strom er nutzen soll – vielleicht ist Strom für andere ein unwichtiges Thema. Ich versuche so zu leben, dass die Natur nicht durch Atommüll und die Atmosphäre nicht durch zu viel CO2 geschädigt wird und auch meine Enkel noch gut auf dieser Welt leben können. Als Lehrer wirke ich zudem oft als Vorbild.


Frage: Vorbild sind Sie auch als Ratsherr von Bündnis 90/Die Grünen im Rat der Stadt Bad Sachsa. Tragen Sie durch diese Funktion eine besondere Verantwortung für die Umwelt?

Metzger: Wenn man in der Opposition sitzt, kann man nicht ganz so viel Verantwortung tragen. Man kann nur die anderen daran erinnern, was sie gerade tun.


Frage: Sie haben sich in Ihrer Kirchengemeinde dafür eingesetzt, dass eine Photovoltaik-Anlage installiert wurde. Wie ist es dazu gekommen?

Metzger: Ich selbst habe auf meinem Dach auch eine Photovoltaik-Anlage und verkaufe den produzierten Strom an die Stadtwerke. Die Kirche hat ein modernes Gemeindehaus mit einem Süddach und ist reger Stromnutzer der hiesigen Stadtwerke. Als die verschiedenen Stromtarife eingeführt wurden, hat die Kirche überlegt, was sie macht. Mit der Idee, Ökostrom zu beziehen, konnte ich keine Freunde finden – eine betriebswirtschaftliche Entscheidung. Die Kirche wollte aber selber Strom produzieren: Der Bau der Photovoltaik-Anlage wurde staatlich gefördert und man hatte trotz Investition von Eigenkapital die Hoffnung, dass es sich nach elf bis 13 Jahren rechnet. Ähnlich ist es beim Blockheizkraftwerk gelaufen, das wir jetzt eingebaut haben. Da konnte ich deutlich machen, dass es sich nach etwa zehn Jahren rechnet.






Frage: Viele Deutsche sind auf Grünstrom umgestiegen, um selbst etwas gegen den Klimawandel zu unternehmen. Die Pannen in den beiden Atomreaktoren Krümmel und Brokdorf im Sommer 2007 haben ihren Teil dazu beigetragen. Was war der Grund bei Ihnen?

Metzger: Das sind auch für mich die Hauptgründe. Die Stadtwerke bieten NaturWatt-Strom an und meine Einstellung ist: Wenn es gut ist, unterstütze ich den lokalen Anbieter – den lokalen Buchladen, Bäcker und eben auch die Stadtwerke. Ich freue mich sehr, dass eine kleine Stadt wie Bad Sachsa, die weniger als 10.000 Einwohner hat, noch eigene Stadtwerke hat.


Frage: Wer Freilandeier kauft, will keine Eier aus Käfighaltung untergeschoben bekommen. Beim Anbieter NaturWatt sind Sie sich sicher, für 100 Prozent Ökostrom zu bezahlen. Warum?

Metzger: Physikalisch gesehen bekomme ich natürlich irgendeinen Strommix aus der Steckdose. Betriebswirtschaftlich kann ich NaturWatt glauben. Ökostrom zu kaufen ist Idealismus. Es gibt ja das viel zitierte Bild mit dem Stromsee: Dabei kann man sich das Stromleitungsnetz wie einen See vorstellen, dessen Wasserspiegel immer konstant gehalten werden muss. Strom, der vom Kunden verbraucht wird, muss zur gleichen Zeit an beliebiger Stelle wieder zugeführt werden, um das Stromnetz stabil zu halten. Je mehr „sauberer“ Strom eingespeist wird, desto weniger herkömmlicher Strom muss erzeugt werden.


Frage: Manche Stromanbieter weisen die Herkunft ihres Ökostroms über das umstrittene RECS-Zertifikat (Renewable Energy Certificates System) nach. Bei NaturWatt überprüft der TÜV-Nord die genaue Herkunft, die Strombilanz und die Gewinnverwendung. Wie schätzen Sie die Qualitätsunterschiede ein?

Metzger: RECS-Zertifikate scheinen mir ein Rechenspiel auf dem Papier zu sein. Je mehr Strom aus erneuerbaren Energien produziert wird und je weniger Atomkraftwerke es gibt desto besser.


Frage: Zertifikate, Stromsee, Umweltstandards – für viele hört sich das erstmal kompliziert an. War es denn kompliziert, umzusteigen?

Metzger: Für mich hört sich das nicht kompliziert an, weil ich Physik-Lehrer bin. Von daher beschäftige ich mich mit Zahlen. Der Wechsel war ganz einfach: Ich habe einfach nur an anderer Stelle ein Kreuz gemacht.


Frage: Hat sich für Sie bei der Stromnutzung durch den Umstieg auf Ökostrom etwas verändert?

Metzger: Nein.


Frage: Haben Sie Angst, dass das Licht mal ausbleibt, wenn Sie den Schalter drücken?

Metzger: Wir haben Überkapazitäten in Deutschland – egal welches Windrad stillsteht oder welches Atomkraftwerk ausfällt – hier wird es keinen Stromausfall geben; Allenfalls wenn an der Leitung etwas repariert werden muss. Und wenn schon – ich fände es nicht schlimm. Wir sind sowieso zu verwöhnt. Technik kann Fehler machen und Stromausfall ist kein schlimmer Fehler. Ein Atomkraftwerks-Unfall ist ein schlimmer Fehler.


Frage: Können Sie mit Ihrem Umstieg das Klima retten?

Metzger: Können die Menschen das Klima überhaupt retten? Da gibt es unterschiedliche Ansichten. Es gibt Leute, die sagen, der Klimawandel kommt sowieso. Die Menschen beschleunigen ihn vielleicht oder bremsen ihn ein bisschen. Es ist ja auch die Frage, ob der Klimawandel solch eine Katastrophe gibt. Die Deutschen sind wahrscheinlich so reich, dass sie mit dem Klimawandel gut leben können. Wir werden unsere Dämme höher bauen, unsere Häuser besser dämmen und werden mehr für den Strom bezahlen. Die armen Länder werden sicher darunter leiden. Ich glaube nicht, dass ich mit meinem Stromwechsel das Klima retten kann. Wenn aber viele Menschen umsteigen, können wir zuversichtlicher in die Zukunft blicken. Ich mache einen kleinen Schritt und wenn viele kleine Leute kleine Schritte machen, können wir das Gesicht der Welt verändern.


Frage: Bei den Diskussionen um Ökostrom wird häufig ein wichtiger Aspekt vergessen: Das Stromsparen. Aus ökologischer Perspektive hat jede eingesparte Kilowattstunde Strom im Prinzip den gleichen positiven Umwelteffekt wie jede zusätzlich erzeugte Kilowattstunde Strom aus erneuerbaren Energien. Wann achten Sie aufs Stromsparen?

Metzger: So gut wie immer. Wir haben einen Kühlschrank und eine Waschmaschine mit der Energieeffizienzklasse A+, haben keinen Wäschetrockner und nutzen fast nur noch Energiesparlampen. Mit fünf Personen verbrauchen wir 2.700 kWh im Jahr und liegen damit weit unter dem Bundesdurchschnitt, der sich auf rund 4000 kWh beläuft. An den meisten elektrischen Geräten haben wir Steckdosenschalter, kein Gerät steht auf Standby. Das Energiesparen ist in der Tat mindestens genauso wichtig, wie der Bezug von Ökostrom. Toll wäre doch auch ein Ökostromtarif, der das Sparen belohnt.


Im Blickpunkt
Seit dem 1.1.2009 bieten die Stadtwerke Bad Sachsa Ökostrom von NaturWatt an. Die Stadtwerke arbeiten eng mit dem Energieversorger Harz Energie zusammen. Dieser Stromanbieter liefert einem Teil seiner Kunden bereits seit dem 1. Februar 2008 NaturWatt Strom und NaturWatt Strom plus. Mit dem neuen Angebot wurde bei den Versorgern im Harz der bisherige Tarif „Harz-Natur“ vom Markt genommen.
Harz Energie versorgt bereits 246 Kunden mit NaturWatt-Strom, davon haben sich zehn für das Angebot Strom plus entschieden. Insgesamt beziehen die Kunden bislang 617.000 kWh Ökostrom. Die Stadtwerke Bad Sachsa versorgen vier Kunden mit NaturWatt Strom (10.000 kWh), die Versorgungsbetriebe Seesen zählen zwölf NaturWatt Strom-Kunden (30.000 kWh) und die Stadtwerke Bad Lauterberg haben bislang 128.000 kWh Ökostrom an zwei Kunden verkauft, darunter eine Druckerei.


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Unternehmensinformation / Kurzprofil:

Über EWE NaturWatt GmbH
Die EWE NaturWatt GmbH ist ein in Oldenburg ansässiger Stromanbieter, der ausschließlich mit Energie aus Wasser-, Wind- und Sonnenkraft handelt. Zusätzlich investiert das Unternehmen seine Gewinne in Ausbau und Förderung erneuerbarer Energien. Gesellschafter des Unternehmens sind die mehrheitlich in kommunaler Hand befindlichen Energieversorger EWE AG (90%), Stadtwerke Emden (5%) und Wirtschaftsbetriebe der Stadt Norden (5%).



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Oliver Heitmann
Rummelweg 14
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Fax: (0441) 35 09 10 - 59
e-mail: oliver.heitmann(at)ewe-naturwatt.de
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Bereitgestellt von Benutzer: Mund
Datum: 03.02.2009 - 15:09 Uhr
Sprache: Deutsch
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