IndustrieTreff - Prognos-Studie: Die Energiewende ist nur mit thermischen Kraftwerken zu schaffen

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Prognos-Studie: Die Energiewende ist nur mit thermischen Kraftwerken zu schaffen

ID: 766287

(ots) -
Prognos-Studie zeigt: Energiewende kann nur mit thermischen
(Kohle-) Kraftwerken gelingen.

- Um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten, fehlen bereits
bis 2020 etwa 9 % gesicherte Erzeugungsleistung.
- Thermische Kraftwerke werden im Jahr 2020 fast drei Viertel der
gesicherten Leistung (59 GW) abdecken müssen.
- Auch 2050 stellen thermische Kraftwerke mit 46 GW noch weit über
die Hälfte der gesicherten Leistung.
- Dabei ist der Weiterbetrieb moderner Bestandskraftwerke um 600
Millionen Euro pro Jahr günstiger als der Bau neuer Kraftwerke.
Im Zeitraum bis 2050 fallen die Stromerzeugungskosten bei
Nutzung der Bestandsanlagen so insgesamt um 24 Milliarden Euro
niedriger aus als im Neubauszenario.

Die Versorgungssicherheit des Standortes Deutschland ist unter den
aktuellen Energiemarktbedingungen erheblich gefährdet. Die
Energiewende kann nur gelingen, wenn ausreichend flexible thermische
(Kohle-)Kraftwerke am Netz bleiben, die die stark fluktuierende
Stromeinspeisung aus erneuerbaren Energien mit regelbaren
Kraftwerkskapazitäten absichern. So fehlen aufgrund des von der
Bundesregierung beschlossenen Atomausstiegs bereits im Jahr 2020
mindestens 8 GW gesicherte Erzeugungskapazität, um die
Stromversorgung in Deutschland im Moment der Höchstlast zu sichern.
Das entspricht etwa 9 % der prognostizierten Höchstlast. Bis 2025
erhöht sich dieser Wert auf 19 GW oder 22 % und bereits 2030 droht
eine Versorgungslücke von 27 GW oder 32 % der notwendigen Höchstlast
(inkl. 10 % Sicherheitsreserve). Das sind zentrale Ergebnisse der
aktuellen Studie "Bedeutung der thermischen Kraftwerke für die
Energiewende", die von der Prognos AG im Auftrag des Vereins der
Kohlenimporteure (VDKi) durchgeführt und heute veröffentlicht wurde.

Notwendigen Kraftwerkskapazitäten droht Stilllegung





Die Situation könnte zusätzlich durch eine vorzeitige Stilllegung
von fossil befeuerten Bestandskraftwerken verschärft werden. Diese
lassen sich unter den aktuellen Marktbedingungen kaum noch
wirtschaftlich betreiben und werden daher möglicherweise von ihren
Betreibern noch vor dem Ablauf der technischen Lebensdauer vom Netz
genommen. "Die Studie zeigt, dass der Standort Deutschland unter den
aktuellen Marktbedingungen mittel- bis langfristig auf eine
erhebliche Kapazitätslücke bei der Stromversorgung zusteuert", so Dr.
Wolfgang Cieslik, Vorstandsvorsitzender des VDKi. "Vor diesem
Hintergrund werden Bestandskraftwerke bzw. Maßnahmen zur Verlängerung
der Lebensdauer dieser Kraftwerke für die Versorgungssicherheit immer
wichtiger. Hier ist die Politik gefordert. Wir benötigen ein
Strommarktdesign, das Investitionen in Bestandskraftwerke attraktiv
macht und deren Weiterbetrieb wirtschaftlich ermöglicht."

Steinkohlekraftwerke können eine geringe Mindestlast und hohe
Laständerungsgeschwindigkeiten bereitstellen. Deshalb bieten sie die
notwendige Flexibilität, um Lastspitzen abzufedern und
Leistungsreserven sowie Blind- und Regelleistung bereitstellen zu
können. Allerdings sind durch die vorrangige Einspeisung von Strom
aus erneuerbaren Energien in den vergangenen Jahren die für die
Betreiber notwendigen Preise in den Peakstunden (8 bis 20 Uhr,
wochentags) stark gesunken. Besonders ältere Steinkohlekraftwerke
ohne Kraft-Wärme-Kopplung sind stark von einer vorgezogenen
Stilllegung bedroht. Wegen der wirtschaftlichen Unsicherheit und der
niedrigen Börsen-Strompreise werden derzeit auch keine
Investitionsentscheidungen für zusätzliche Kraftwerkskapazitäten
getroffen. Sie kämen wegen langer Genehmigungsverfahren von fünf bis
zehn Jahren voraussichtlich auch zu spät, um die drohenden
Kapazitätslücken zu schließen. Zudem erhöhen Restriktionen im
Übertragungsnetz die Gefahr von regionalen Engpässen.

Nutzung bestehender Kraftwerke entlastet Stromkunden gegenüber
Neubau um 600 Millionen Euro jährlich

Volkswirtschaftlich am günstigsten kann die drohende
Kapazitätslücke durch die Nutzung von bestehenden thermischen
Kraftwerken geschlossen werden. Hierunter nehmen die
Steinkohlekraftwerke mit 30 % die wichtigste Rolle ein. Gegenüber dem
Neubau von Kraftwerken führt der Weiterbetrieb von
Bestandskraftwerken zu ökonomischen Vorteilen von etwa 600 Millionen
Euro pro Jahr. Bis 2020 würden die Kosten der Stromerzeugung so um
mehr als 4 Milliarden Euro niedriger ausfallen, bis 2050 sogar um
insgesamt 24 Milliarden Euro. Dies eröffnet Handlungsspielräume zur
finanziellen Entlastung der Stromkunden. "Thermische Kraftwerke
werden auch langfristig für die Versorgungssicherheit in Deutschland
eine wichtige Rolle spielen", so Jens Hobohm, Marktfeldleiter
Energiewirtschaft und verantwortlicher Studienautor der Prognos AG.
"Neben der Inbetriebnahme der im Bau befindlichen Kraftwerke sind
daher vor allem der Weiterbetrieb und die Modernisierung von
bestehenden Kraftwerken notwendig." Diese Situation wird dadurch
verschärft, dass Ausbau und Anschluss der Offshore-Windparks stocken.
Zudem fehlen bisher sowohl die notwendigen Übertragungsnetze als auch
wirtschaftliche Speichertechnologien. "Auch Stromimporte aus dem
Ausland können diese Lücke nur zum Teil füllen, da die Spitzenlast in
Mitteleuropa meist gleichzeitig auftritt und unsere Nachbarländer
selbst keine großen Leistungsreserven besitzen", so Hobohm. Nach den
von Prognos berechneten Szenarien sind zur Leistungsabsicherung unter
Berücksichtigung der erneuerbaren Energien, des Lastmanagements, des
internationalen Netzausbaus sowie des Ausbaus von inländischen
Speichern mindestens 59 GW (2020), 52 GW (2030) bzw. 46 GW (2050) an
regelbarer gesicherter Kraftwerksleistung nötig. Diese wird auch
langfristig im Wesentlichen durch konventionelle thermische
Kraftwerke gewährleistet. Im Jahr 2050 werden sie in
Spitzenlastzeiten immer noch über die Hälfte der gesicherten Leistung
bereitstellen.

VDKi fordert Knappheitspreise oder alternativ einen für Altanlagen
diskriminierungsfreien und marktbasierten Kapazitätsmechanismus

Die Studienergebnisse unterstreichen den politischen
Handlungsdruck in diesem Bereich: Nur wenn jetzt die
Rahmenbedingungen zur Aufrechterhaltung der Versorgung durch
thermische Steinkohlekraftwerke geschaffen werden, kann die mittel-
und langfristige Versorgungssicherheit am Standort Deutschland
sichergestellt werden. Eine volkswirtschaftlich sinnvolle Lösung, um
den entstehenden Kapazitätsengpässen entgegenzuwirken, kann bei einer
Beibehaltung des heutigen Energy-Only-Marktdesigns kurzfristig nur
durch die Einführung einer diskriminierungsfreien und marktbasierten
strategischen Reserve erfolgen. Die Finanzierung der notwendigen
Retrofits bei Bestandskraftwerken kann mittelfristig durch das
Zulassen von Knappheitspreisen erfolgen - oder alternativ durch einen
marktbasierten Kapazitätsmechanismus, der für Altanlagen
diskriminierungsfrei ist. "Schließlich besitzen die meisten
Steinkohlebestandsanlagen die notwendige Flexibilität, um die
dringend erforderlichen Leistungsreserven für fluktuierende
regenerative Stromeinspeisung sicher, umweltschonend und
wirtschaftlich liefern zu können. Zudem erbringen sie notwendige
Systemdienstleistungen wie Blindleistungsbereitstellung und
Regelleistung zur Sicherung der Stabilität im Stromsystem. Das sind
wichtige Grundlagen für das Gelingen der Energiewende", so Ciesliks
Fazit.

Zur vorliegenden Untersuchung

In der Studie "Bedeutung thermischer Kraftwerke für die
Energiewende" ist die Prognos AG der Frage nachgegangen, welche Rolle
thermische Kraftwerke für die Versorgungssicherheit der
Stromerzeugung in Deutschland vor dem Hintergrund der Energiewende
spielen können. Da der Brennstoff (Erdgas, Braun- und Steinkohle
sowie Biomasse) speicherbar ist, haben thermische Kraftwerke den
Vorteil, dass sie im Durchschnitt zu etwa 90 Prozent der Zeit
verfügbar sind und damit auch langfristig den größten Beitrag zur
gesicherten Leistung erbringen. Die Studie legt die Ziele der
Bundesregierung im Hinblick auf das Ausbautempo der erneuerbaren
Energien zu Grunde. Weitere Informationen zur Studie unter
www.prognos.de.

Über den Verein der Kohlenimporteure e. V. (VDKi) Der Verein der
Kohlenimporteure e. V. (VDKi) ist die Interessenvertretung des
Importsteinkohlemarktes in Deutschland. Die deutschen und
europäischen Mitglieder stammen aus den Bereichen Kraftwirtschaft,
Industrie, Handel und Logistik. Der Verein hat aktuell 77 Mitglieder,
die in ihren Anlagen etwa 73 % des deutschen Steinkohlebedarfs von
rund 58 Millionen t verbrauchen. Die Importkohle deckt den
Kohlebedarf Deutschlands zu über 80 % ab. Damit vertritt der VDKi den
ganz überwiegenden Steinkohlemarkt (deutsche und importierte
Steinkohle) in Deutschland mit einem finanziellen Volumen in
Milliardenhöhe. Der VDKi untersucht regelmäßig die Bedeutung der
globalen Steinkohlemärkte für den europäischen und deutschen
Importsteinkohlemarkt, zeigt Perspektiven für die weitere
Einfuhrentwicklung auf und veröffentlicht regelmäßig Statistiken über
deutsche Steinkohleimporte und -preise. Weitere Informationen unter
www.verein-kohlenimporteure.de.



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RA Dr. jur. Erich Schmitz, Geschäftsführer
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Ferdinandstraße 35, 20095 Hamburg
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E-Mail: erich.schmitz(at)kohleimporteure.de


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