Bumerang-Effekt beim Palmöl-Boykott
Das Ende aller Nachhaltigkeitsbemühungen
(industrietreff) - sup.- Es ist dringend erforderlich, die ideologisch und oft auch irrational geführten öffentlichen Diskussionen rund um den Palmölanbau zu versachlichen. Diese Forderung vertritt Dr. Alain Rival vom Zentrum für internationale Zusammenarbeit in der Agrarforschung für Drittländer (CIRAD) im Wissenschaftlichen Pressedienst (WPD) "Moderne Ernährung heute". Weder sind Ölpalmen "Wunderpflanzen", wie sie von den Bauern in den Tropen gepriesen werden, noch eine ernste ökologische Bedrohung, deren Erträge boykottiert werden sollten, wie im Gegensatz zu anerkannten Nichtregierungsorganisationen (NGO) wie Greenpeace und dem WWF einige extreme selbsternannte Umweltschützer fordern.
Fakt ist: Die Ölpalme liefert mit 3,8 Tonnen pro Hektar (t/ha) im weltweiten Durchschnitt außergewöhnlich hohe Erträge und liegt in Bezug auf den Ertrag pro Hektar an der Spitze der industriell genutzten Pflanzenöle. Die besten Plantagen in Südostasien erwirtschaften sogar nahezu 6 t/ha und in Forschungseinrichtungen werden bereits mehr als 10 t/ha erreicht. Die ökologische Intensivierung der Produktivität ist laut Dr. Rival ein ganz wesentlicher Nachhaltigkeitstreiber, weil sie eine Begrenzung der notwendigen Anbauflächen für den wachsenden Bedarf an Pflanzenölen ermöglicht. Ziel muss es deshalb sein, dass alle Plantagenbesitzer, Kleinbauern ebenso wie große Agrarbetriebe, Zugang zu ausgewähltem und zertifiziertem Saatgut haben. Damit wird erreicht, dass die Menschen wie auch die Umwelt von aktuellen Forschungsergebnissen in der Pflanzenzucht profitieren können. Verbessertes Saatgut und beste landwirtschaftliche Praktiken optimieren die Erträge sowie die Arbeitsbedingungen (durch leichteres Ernten bei kürzeren Palmen) und reduzieren gleichzeitig den notwendigen Einsatz von Düngemitteln.
Eine der größten Herausforderungen für die ökologische Intensivierung des Ölpalmenanbaus ist nach Einschätzung von Dr. Rival der Innovationstransfer zu den Kleinbauern, die rund 40 Prozent der weltweiten Palmölproduktion erwirtschaften. Diese Wissensvermittlung zu fördern, gehört zu den wesentlichen Aufgaben des "Runden Tischs für nachhaltiges Palmöl" (RSPO). Diese internationale Multi-Stakeholder-Initiative ist im Jahr 2004 mit ca. zehn Mitgliedern gegründet worden. Heute umfasst der Roundtable 3.300 Mitglieder. Ca. 3,3 Mio. ha Plantagenland sind mittlerweile RSPO-zertifiziert (verglichen mit 106.000 ha im Jahr 2008). Im Jahr 2016 wurden zwölf Mio. t nachhaltig zertifiziertes Palmöl produziert, was ungefähr 21 Prozent der weltweiten Palmölproduktion entspricht. Laut Dr. Rival beginnen Hersteller wie Konsumenten, ihren Einfluss zu erkennen, den sie durch die Bevorzugung von RSPO-zertifiziertem Palmöl ausüben können.
Ein Boykott von Palmöl zum vermeintlichen Schutz der Umwelt hätte hingegen einen Bumerang-Effekt und würde letztendlich das Ende aller Nachhaltigkeitsbemühungen im Bereich Palmöl bedeuten. "Nähme man die 17 Prozent des für die Nordhalbkugel bestimmten Palmöls vom Markt, würde dies jegliche Zertifizierungsauflagen aushebeln, da diese für die Märkte des Südens (China, Indien, Pakistan) schlichtweg nicht existieren", so Dr. Rival. Hinzu kommt: Ein Boykott von Palmöl würde dazu beitragen, die Produktion von anderen fettliefernden Nutzpflanzen wie Sojabohnen, Raps oder Sonnenblumen zu forcieren, die keineswegs eine bessere ökologische Bilanz als Ölpalmen aufweisen. Im Gegenteil: Diese Alternativen bieten einen erheblich niedrigeren Ertrag pro Hektar und benötigen in der Anbauphase einen intensiven Einsatz von Pestiziden.
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Datum: 04.10.2017 - 13:40 Uhr
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