Deutsche Gesellschaft für Schmerzmedizin macht sich stark für neue Wege in der Schmerzversorgung (FOTO)
(ots) -
"Wir brauchen neue Wege, um die Versorgung der Schmerzpatienten zu
verbessern", erklärte Dr. Gerhard Müller-Schwefe, Präsident der
Deutschen Gesellschaft für Schmerzmedizin (DGS) e.V. bei der
Auftakt-Pressekonferenz des 28. Deutschen Schmerz- und Palliativtages
in Frankfurt. "Gemeinsam mit allen an der Therapie Beteiligten werden
wir in naher Zukunft ein Konzept entwickeln, bei dem alle
Fachrichtungen eng miteinander vernetzt mit dem Patienten arbeiten
sollen", so Müller-Schwefe. Nur wenn wir es schaffen, die
Schmerzmedizin als Querschnittsfach zu betrachten und die
Schmerzkompetenz auszubauen, können wir den zahlreichen chronisch
erkrankten Schmerzpatienten helfen.
Jedes Jahr treffen sich beim "Schmerz- und Palliativtag"
Schmerzexperten aus ganz Deutschland - ob Mediziner, Psychologen,
Physiotherapeuten, Pharmazeuten oder Pflegekräfte. Gemeinsam wollen
sie die Versorgung der Schmerzpatienten in Deutschland verbessern.
Denn nach wie vor ist ein Großteil der insgesamt 23 Millionen
Schmerzpatienten und etwa 2,8 Millionen der schwersterkrankten
Patienten unterversorgt.1 Helfen könnte ihnen ein dafür speziell
ausgebildeter Schmerzmediziner, der den Patienten ganzheitlich
betrachtet, frühzeitig die Ursache der Beschwerden erkennt. Aber
diese sind rar gesät. Von den wenigen Leuchtturmprojekten der
interdisziplinären Zusammenarbeit profitiert am Ende nur ein
Bruchteil der Betroffenen. "An der Basis gibt es bislang keine
grundlegenden Verbesserungen. Eine interdisziplinäre Zusammenarbeit
ist zeitaufwändig und wird zu wenig honoriert", resümierte
Müller-Schwefe.
Nachwuchs begeistern
Hinzu kommt, dass aktuell die Behandlung auf wenigen Schultern und
aufgrund des demografischen Wandels auf einer immer älter werdenden
Ärztegeneration ruht. Gleichzeitig aber steigt die Anzahl der
Patienten. "Wenn wir den Nachwuchs für unser Fachgebiet begeistern
können, ist vielen Patienten geholfen", ist sich Dr. Johannes
Horlemann, Vizepräsident der DGS, sicher. In kaum einer anderen
Disziplin als der Schmerzmedizin arbeitet der Arzt so
interdisziplinär - technisch, pharmakologisch, kommunikativ und
psychosomatisch. Dazu ist es eines der dynamischsten Felder mit
ständigem Zuwachs an neuem Wissen und neu evaluierten Konzepten. "Mit
unserem umfangreichen Fortbildungskonzept wollen wir nicht nur die
angrenzenden Fachgebiete, sondern verstärkt auch junge Mediziner
erreichen", so Horlemann.
Chronischer Schmerz ist ein Querschnittsgebiet
Damit die Patientenversorgung nicht an Fachgrenzen scheitert,
setzt die DGS auf eine schmerztherapeutische Weiterbildung und
Qualifikation von Ärzten aus allen Fachrichtungen. "Jeder Arzt sollte
zumindest Basisfähigkeiten besitzen, um die richtige Behandlung
einzuleiten oder rechtzeitig den Zeitpunkt zu erkennen, wann der
Patient in die Hände eines Schmerzmediziners gehört", ist
DGS-Vizepräsident Dr. Oliver Emrich überzeugt. Ein gut
funktionierendes Netzwerk und die wichtigsten Schnittstellen zu
identifizieren, sind zentrale Ziele der DGS."Dafür muss Kommunikation
über Fachgebietsgrenzen hinaus stattfinden", so Emrich weiter.
Patientenbedürfnisse im Fokus der VersorgerGesellschaft
Kontinuierliche Forschung ist wichtig, um neue wissenschaftliche
Erkenntnisse zu gewinnen. Diese in die Praxis umzusetzen - darin
liege aber die eigentliche Herausforderung, so die langjährige
Erfahrung des DGS-Vorstandes. Die Patienten mit ihren Bedürfnissen
stärker in den Fokus zu rücken, dafür setzt sich die DGS in
Kooperation mit der Patientenorganisation Deutsche Schmerzliga (DSL)
e.V. bereits seit vielen Jahren ein. "Ein Meilenstein stellt die
Online-Plattform "mein-schmerz.de" dar, über die - via
Daten-Einspeisung in das DGS PraxisRegister Schmerz (iDocLive®) -
erstmalig auch die Sicht der Betroffenen dokumentiert werden kann",
erklärte PD Dr. Michael A. Überall, DGS-Vizepräsident und Präsident
der DSL.
In diesem Jahr gehen die beiden Organisationen noch einen Schritt
weiter und stellen das Thema "Tumorschmerz" in den Mittelpunkt: Mit
der "Praxisumfrage Tumorschmerz" werden explizit Symptombelastungen
bei tumorbedingten Dauer- und Durchbruchschmerzen abgefragt. Laut
Überall müssen bei diesen Patienten die zugrundeliegenden Schmerzen
kontinuierlich evaluiert werden, um sowohl den Behandlungsbedarf als
auch die Behandlungsintensität an das aktuell angestrebte
Behandlungsziel anzupassen.
Weitere Informationen unter www.schmerz-und-palliativtag.de
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Datum: 22.03.2017 - 15:19 Uhr
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