"2019 wird ein wichtiges und wegweisendes Jahr für Europa und die Raumfahrt." OHB-Chef Marco Fuchs fordert mehr Bekenntnis zu den Werten Europas (FOTO)

(ots) - 
   2018 neigt sich dem Ende zu, ein für OHB sehr erfolgreiches Jahr 
mit zahlreichen Highlights, wie zum Beispiel dem International 
Astronautical Congress IAC, der im Oktober in Bremen zu Gast war und 
der viele wichtige und interessante Gäste in meine Heimatstadt 
gebracht hat. Am Ende eines Jahres sollte man aber nicht nur in 
Rückschau verharren, sondern den Blick nach vorne wenden und sich mit
dem kommenden Jahr auseinandersetzen und dieses Jahr 2019 wird aus 
meiner Sicht ein wichtiges und wegweisendes Jahr für uns, denn es 
wird ein Jahr für Europa. 
   Europa ist für OHB nicht nur ein Schlagwort. Europa ist für uns 
unser Lebens- und Wirtschaftsraum, unsere Mitarbeiterinnen und 
Mitarbeiter sind in Firmen über ganz Europa verstreut, erst im 
November 2018 haben wir mit der OHB CzechSpace ein weiteres 
OHB-Fähnchen in europäischen Boden gesteckt, nämlich in Brno in 
Tschechien. Der rege Austausch der europäischen Firmen untereinander,
auch durchaus gewünschte Wanderbewegungen bei den Mitarbeiterinnen 
und Mitarbeitern, ist für uns ein Schlüssel unseres Erfolgs, die 
europäische Freizügigkeit gehört für uns zu einer essentiellen 
Voraussetzung unserer Konzernstruktur. Allein schon aus diesem Grund 
macht mich der Brexit nachdenklich und betroffen. Er markiert einen 
gravierenden Rückschritt in der Freizügigkeit im Binnenmarkt, etwas, 
das in einem Unternehmen mit einem Durchschnittsalter der 
Beschäftigten von 40 Jahren, auf viel Unverständnis stößt - unsere 
Belegschaft setzt sich aus insgesamt 39 verschiedenen Nationen 
zusammen, die überwiegende Mehrheit kommt aus Staaten der EU, und 
diese jungen Menschen schätzen es, ihre Arbeitskraft sehr flexibel in
einem europäisch aufgestellten Konzern zur Verfügung zu stellen. Und 
ich als Unternehmer schätze das natürlich auch. 
   Der Brexit hat uns aber auch in einem unserer großen Programme 
berührt, nämlich dem europäischen Satellitennavigationsprogramm 
Galileo: Großbritannien kann und wird wohl nach einem Brexit nicht 
mehr wie bisher an Galileo, speziell den sogenannten Public Regulated
Services, beteiligt bleiben können, da es sich explizit um ein 
Programm der Europäischen Kommission handelt, das auch 
Sicherheitsaspekte der Union berührt. Dass ausgerechnet Galileo, ein 
Programm, das im Gegensatz zu allen anderen weltweit existierenden 
Satellitennavigationsprogrammen uneingeschränkt jedem Nutzer zur 
Verfügung steht und dessen Daten nicht nur für die tägliche 
Navigation, sondern auch für eigene Geschäftsideen genutzt werden 
können, zu einem Zankapfel des Brexits wurde, ist in besonderem Maße 
bedauerlich. Es soll doch eigentlich die Unabhängigkeit Europas 
unterstützen und genauso wie der unabhängige europäische Zugang zum 
All die Souveränität der EU sichern. Nebenbemerkung: in den Medien 
wird darauf hingewiesen, dass Großbritannien sich nach einem 
vollzogenen Brexit mit weiteren Partnern ein eigenes 
Satellitennavigationssystem aufbauen möchte. 
   Galileo ist für OHB ein weiterer Aspekt Europas, der für uns 
bedeutend ist, schließlich sind unsere Kunden die Europäische 
Kommission und die ESA. In der gesamten Programmlaufzeit von Galileo 
seit dem Gewinn der ersten Ausschreibung haben wir in der 
Zusammenarbeit mit dem Kunden viel über Europa gelernt, und zwar 
nicht nur über Entscheidungswege und mitunter komplizierte 
Abstimmungssprogramme, sondern auch darüber, was es für viele 
Europäerinnen und Europäer heißt, für die europäischen Institutionen 
zu arbeiten. Natürlich kennen auch wir bei OHB aus dem täglichen 
Miteinander die Vor- und Nachteile gemischter Teams; und wir haben 
darüber hinaus gesehen, dass in Brüssel und Straßburg oft der 
gemeinsame Wunsch, die europäische Idee auch im Kleinsten zu 
verwirklichen, die handelnden Personen eint. Bei einer derart 
komplexen Institution wie der Europäischen Union ist es mitunter ein 
kräftezehrendes Verhandeln, bis am Ende ein für alle tragbarer 
Kompromiss steht, aber bei allem steht der Wunsch nach tiefer 
Integration und damit dem Gelingen der Union im Fokus. 
   Der Aufbau von Galileo und dem zweiten 
Raumfahrt-Leuchtturmprogramm der EU, dem Erdbeobachtungsprogramm 
Copernicus, hat der Raumfahrt in Europa zu einer neuen Dynamik 
verholfen. In der ESA gehört es zu den in der ESA-Konvention 
verankerten Grundsätze, ihre Programme über den sogenannten 
Geo-Return zu finanzieren; der Geo-Return besagt, dass die ESA sich 
verpflichtet, den Teil der Einnahmen, den sie für Industrieaufträge 
verwendet, in dem Verhältnis an die Industrien der Mitgliedsstaaten 
zu vergeben, in dem die finanziellen Beiträge der Staaten zueinander 
stehen . Verdeutlicht an einem willkürlichen Beispiel: beteiligt sich
Deutschland zu 25% an einem Erdbeobachtungsprogramm der ESA, dann 
vergibt die ESA in etwa 25% der Aufträge für diese Programm an die 
deutsche Industrie; es ist also für die deutsche Regierung steuerbar,
welche Schwerpunkte über ESA-Aufträge in der deutschen 
Raumfahrtpolitik gesetzt werden. Die EU hingegen schreibt für ihre 
Raumfahrtprogramme die Aufträge europaweit aus, die 
Schwerpunktsetzung in einzelnen Mitgliedsstaaten ist für die 
jeweilige politische Führung nicht im gleichen Maße steuerbar wie bei
der ESA. Obwohl die Entscheidungsprozesse bisweilen langwierig und 
kleinteilig erscheinen, haben wir gelernt, dass sie in sich schlüssig
sind und am Ende dazu führen, dass den Europäerinnen und Europäern 
größtmögliche Mitbestimmung bei europarechtlichen Regelungen zu Gute 
kommt - dass wir als mündige Bürger diese Rechte dann oft genug nicht
nutzen, das ist unsere eigene Schuld. 
   Die Europawahl im Mai 2019, die übrigens ein Baustein der 
Mitbestimmung ist, schließlich sind die Abgeordneten des 
Europaparlaments ihren Wählerinnen und Wählern ebenso verpflichtet 
wie es in nationalen Parlamenten der Fall ist, wird ein wichtiger 
Meilenstein für uns werden, nicht zuletzt, weil die endenden 
Amtszeiten einiger EU-Kommissare für einen größeren Personalwechsel 
sorgen werden - ein von mehreren guten Gründen, den Ausgang der 
Europawahl besonders zu beachten. Eine neue EU-Kommission wird bis 
zur ESA-Ministerratskonferenz, die im November 2019 in Sevilla 
stattfinden wird, hoffentlich schon arbeitsfähig sein. Bei der 
ESA-Konferenz wird es nämlich auch um das Verhältnis zwischen EU und 
ESA gehen, allerdings auch um die Zukunft der europäischen Raumfahrt:
es stehen Entscheidungen zum Weiterbetrieb der Internationalen 
Raumstation ISS an, aber auch die Frage, wie es in der Exploration 
mit und ohne Astronauten weitergehen soll: wohin möchte Europa sich 
im All orientieren? Schon bald werden die USA zum Mond zurückkehren, 
und ebenfalls aus den USA kommen Bestrebungen, mit Astronauten zum 
Mars zu fliegen- doch wohin will Europa? Und mit wem? Bisher bewegen 
sich die großen internationalen Kooperationen im Kreise der eher 
klassischen Raumfahrtnationen, und die ISS hat schon mehrfach 
bewiesen, dass sie ein letzter Rettungsanker in der internationalen 
Zusammenarbeit sein kann, daher gilt es unbedingt, solche 
Kooperationen weiter zu bekräftigen, doch auch neue staatliche 
Akteure, die nicht Teil des ISS-Teams waren und sind, wie z.B. China 
und Indien sind längst im All angekommen, und aus meiner Sicht gilt 
es zu überlegen, ob und wie man diese einbindet. Für OHB stehen wie 
immer die Anwendungsbereiche, die nützliche Raumfahrt, im 
Mittelpunkt; doch neben den üblichen Programmen aus dem Bereichen 
Erdbeobachtung, Telekommunikation und Navigation werben wir für eine 
Asteroidenabwehrmission, bei der in einer Partnermission mit der 
US-Raumfahrtbehörde NASA ein Asteroid mittels Aufprall durch eine 
Raumsonde von seiner Bahn abgelenkt werden soll. Für uns ist eine 
solche Mission ein wichtiger Bestandteil von Katastrophenschutz und 
wir werben dafür, für die Mission in Sevilla den Startschuss zu 
geben. 
   Ein herausforderndes Jahr mit viel Arbeit liegt vor uns, und ein 
spannendes Jahr für Europa erwartet uns - wir freuen uns drauf!
Pressekontakt:
Günther Hörbst
Leiter Unternehmenskommunikation
0421/2020-9438
guenther.hoerbst(at)ohb.de
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Datum: 27.12.2018 - 13:06 Uhr
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