Debatte der EU-Kommissareüber angebliche indirekte Klimafolgen von Biokraftstoffen zeigt: Umstrittene Modellrechnung keine Basis für Änderung der Nachhaltigkeitsregelung
(ots) - Die Debatte der 27 EU-Kommissare am 02.05.2012 über
einen Zusammenhang von Klimafolgen durch Landnutzungsänderungen und
dem weltweiten Anbau von Energiepflanzen für Biokraftstoffe hat
gezeigt, dass die bisher behaupteten Thesen und theoretischen
Modellrechnungen keine Basis für eine Änderung der
EU-Nachhaltigkeitsregelung sind.
Im Mittelpunkt der Debatte stand, ob auf Basis eines Berichtes des
International Food Policy Research Institute (IFPRI) aus dem Jahr
2011 über sogenannte indirekte Landnutzungsänderungen (iLUC) den
verschiedenen Biokraftstoffen theoretische Treibhausgasemissionen
(iLUC-Werte) angelastet werden können. Soweit bekannt, wurde dies mit
großer Mehrheit abgelehnt.
Die deutsche Bioethanolwirtschaft weist "iLUC"-Werte zurück und
warnt davor, gesetzliche Änderungen auf den IFPRI-Bericht zu stützen.
Bereits im Dezember 2011 waren die gravierenden Defizite der
Modellrechnung veröffentlicht worden.
Dietrich Klein, Geschäftsführer des Bundesverbandes der deutschen
Bioethanolwirtschaft (BDBe): "So unterstellt die IFPRI-Studie
fälschlich, dass weltweit 1,7 bis 1,8 Mio. Hektar neue Anbaufläche,
u.a. durch Regenwaldrodung erschlossen werden. Wenn überhaupt, kann
dies nur auf die Anbaufläche zum Beispiel für Palmöl wie in
Indonesien zutreffen, nicht aber für europäische Rohstoffe."
Ein sehr wichtiger Aspekt ist die Tatsache, dass europäische
"iLUC"-Werte für Biokraftstoffe den Regenwald nicht schützen können.
Dazu Dietrich Klein: "Umwelt-Label und Nachhaltigkeitszertifikate für
andere Produkte wie das von Greenpeace unterstützte Siegel Fair Trade
setzen auf ökologische und soziale Schutzmaßnahmen in den
Erzeugerländern. Das ist auch bei Biokraftstoffen notwendig.
Staatliche Maßnahmen gegen die Rodung von Regenwald müssen zum
Beispiel in Indonesien durchgesetzt werden. Das von Deutschland
unterstützte Tropenwaldschutzprogramm Amazon Region Protected Area
(ARPA) in Brasilien zeigt, dass nur so ein wirksamer Flächenschutz
möglich ist und durch die EU gefördert werden kann. Zwischen 2004 und
2010 ist in Brasilien die Rodung von Regenwald um 75 Prozent
zurückgegangen, während sich die Bioethanolproduktion verdoppelt
hat."
Infografik: Bioethanolproduktion in Brasilien 2004 - 2010 unter
www.bdbe.de/presse/infografiken
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Datum: 03.05.2012 - 14:05 Uhr
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