Bundesnetzagentur darf Ausbauplanung der Netzbetreiber nicht eins zu einsübernehmen. Alternativen-Prüfung unabdingbar für Akzeptanz. Erneuerbare Energien müssen Tempo der Energiewende bestimmen
(ots) - Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland
(BUND) hat die Bundesnetzagentur aufgefordert, den von den Betreibern
der Stromnetze angegebenen Ausbaubedarf an Hochspannungsleitungen
nicht in den Bundesbedarfsplan zu übernehmen.
"Der von den Netzbetreibern vorgeschlagene Netzausbau soll auch
Kohlekraftwerken und dem europäischen Stromhandel dienen. Überzogene
Ausbauplanungen sind jedoch Gift für die Akzeptanz der Energiewende.
Der Netzausbau muss auf ein vernünftiges Maß beschränkt und es müssen
alle Möglichkeiten zu seiner Reduzierung berücksichtigt werden",
sagte der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger. So diene von den vier
vorgeschlagenen Nord-Süd-Stromtrassen mindestens eine dem Betrieb von
Kohlekraftwerken, die drei anderen hätten einen massiven Ausbau der
Windenergie auf See zur Voraussetzung. Die Planung auch dieser vier
Stromtrassen müsse noch einmal auf den Prüfstand, so Weiger.
In den kommenden Wochen werde sich zeigen, wie ernst es die
Bundesnetzagentur mit der von ihr angekündigten breiten
Öffentlichkeitsbeteiligung wirklich meine, sagte der
BUND-Vorsitzende. Forderungen wie die nach einer strategischen
Umweltprüfung seien im aktuellen Verfahren zwar berücksichtigt
worden. Nicht stattgefunden habe jedoch die Prüfung von Alternativen,
die den Ausbaubedarf der Stromnetze reduzieren könnten. Außerdem habe
die Beteiligung der Öffentlichkeit bisher nahezu keinen Einfluss auf
das Ergebnis der Planungen gehabt. "Bei den Bürgern und
Institutionen, die sich mit großem Einsatz an den Planungen
beteiligen und ihren Sachverstand einbringen, bleibt der Eindruck
einer Scheinbeteiligung zurück", sagte Weiger.
Überzeichnet werde gegenwärtig auch die Dramatik der Lage. "Wir
brauchen einen Netzausbau für die Energiewende, aber wir brauchen
weniger und vermutlich andere Strecken als die bisher
vorgeschlagenen", sagte der BUND-Energieexperte Werner Neumann. Die
Abregelung von Solar- und Windstrom-Anlagen betreffe derzeit weniger
als ein Prozent der erneuerbaren Stromproduktion und liege zumeist an
Problemen im regionalen Verteilernetz, so Neumann.
"Neue Stromtrassen müssen dem Ausbautempo der erneuerbaren
Energien entsprechend passgenau geplant werden. Nur nachweislich und
mittelfristig für die Energiewende dringend erforderliche
Stromtrassen dürfen sich im Bundesbedarfsplan wiederfinden. Die
Bundesnetzagentur darf jetzt keine Fakten schaffen, die sich im
Nachhinein nur schwer korrigieren lassen", sagte der BUND-Experte.
"Wir weisen alle Forderungen zurück, den weiteren Ausbau der
erneuerbaren Energien an Fortschritte beim Netzausbau zu koppeln. Die
dynamische Wirkung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes ist das Rückgrat
der Energiewende. Wer diese Dynamik bremst, der wird keinen
schnelleren Netzausbau bekommen sondern der will keinen Erfolg der
Energiewende", so der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger.
Die BUND-Bilanz "1 Jahr neue Stromnetzplanung" finden Sie im
Internet unter: www.bund.net/pdf/netzbauplanung
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Datum: 19.09.2012 - 11:10 Uhr
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